CSU-Interview im Zentralorgan

Keine rechte Ahnung

Preußens vergangener Glorienschein hat es nicht nur CSU-Generalsekretär Thomas Goppel angetan. Auch Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm und Alfred Dregger zählen zu den bekennenden Preußen-Fans. Eine der unzähligen Gruppierungen am konservativen Rand, die diese Traditionen pflegt, ist die Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg. Nach eigenen Angaben tritt sie für die »Wahrung und Pflege preußisch-frederizianischen Gedankengutes und preußischer Tugenden gegen den allgemeinen Werte- und Sittenverfall in Deutschland ein«.

Die Gesellschaft bietet mit ihrem Eintreten für »preußische Tugenden« ein ideologisches Scharnier zwischen bürgerlich-konservativen, rechts-konservativen und rechtsextremen Kreisen. Zu ihren Autoren gehörte in der Vergangenheit Uwe Greve, der auch für die Rechtsaußen-Magazine Junge Freiheit und Criticon geschrieben hat. Einmal im Monat veranstaltet die Gesellschaft im Berliner Nobel-Hotel Hilton Gesprächsrunden mit Gästen aus Wirtschaft und Politik. Im Februar dieses Jahres waren auch zwei Mitglieder der Redaktion der Neonazi-Propaganda-Postille Zentralorgan unter den Besuchern. Sie nutzten die Gelegenheit, um mit dem ebenfalls anwesenden CSU-Generalsekretär Thomas Goppel ein Interview zur Unions-Spendenaffäre zu führen, das sich in der neuesten Ausgabe des Zentralorgans wieder findet.

Nun ist das Zentralorgan eine der bekanntesten bundesweiten Publikationen des neofaschistischen Spektrums, insbesondere der so genannten Freien Kameradschaften. Diese Strukturen werden von den langjährigen Hamburger Neonazikadern Christian Worch, Thomas Wulff und Torben Klebe geleitet, die eng mit militanten Neonazi-Kreisen aus Berlin um den Berliner Anti-Antifa-Koordinator Oliver Schweigert zusammenarbeiten. Der Titel »Juden raus aus Österreich« (8/1999) sorgte unlängst für Durchsuchungen der Redaktionsräume in Ludwigslust und Hamburg.

Gegenüber Jungle World erklärte ein Sprecher des CSU-Generalsekretärs, Goppel habe das Interview tatsächlich gegeben: Doch sei er davon ausgegangen, bei der Zeitschrift handele es sich um die Publikation der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg. Erst vor kurzem sei man bei der CSU darüber informiert worden, dass es sich beim Zentralorgan um eine rechtsextremistische Publikation handele. Nun fühle sich Herr Goppel arglistig hintergangen und getäuscht. Rechtliche Schritte wolle man aber nicht einleiten.

Ein Sprecher des Antifaschistischen Pressearchivs und des Antifaschistischen Infoblatts, nach deren Recherchen die schwarz-braune Connection öffentlich wurde, hat die Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg jetzt dazu aufgefordert, möglicherweise bestehende Kontakte zum militanten Neonazispektrum offen zu legen. Und Goppel solle sich »öffentlich und unmissverständlich« von seinem Interview distanzieren.