Gedenkstätte für Vertriebene

Neue Heimat

Machen Königsberger Klopse bekloppt? Fast könnte man es meinen. Ein »Zentrum gegen Vertreibungen« in Berlin muss her, forderte der Bund der Vertriebenen (BdV) vergangene Woche. Für dieses Vorhaben rührte Erika Steinbach, Präsidentin des BdV, die Werbetrommel. Der »Schicksalsweg der deutschen Vertriebenen« soll bei dem geplanten Zentrum im Vordergrund stehen, erklärte die CDU-Abgeordnete.

Denn gerade dieses Thema gehe »den Menschen ans Gemüt«. Mit einer Dauerausstellung in der Gedenkstätte werde man den »deutschen Opfern« die Ehre erweisen. Auch eine »Requiem-Rotunde« zur Andacht an »diese europäische Tragödie« sei vorgesehen. Wer nun glaubt, es gehe hier um bloße Rückschau, der irrt. Die deutschen Vertriebenen blicken nach vorn: Auf Tagungen und Kongressen will man erörtern, wie künftige Vertreibungen zu verhindern seien.

Noch fehlt ein geeigneter Ort. Der BdV setzt auf den guten Willen der Bundesregierung und hofft darauf, ein »repräsentatives« Gebäude in »zentraler Lage« beziehen zu können. 11 000 Quadratmeter »museumsgerechte« Fläche soll der Bund rausrücken.

Ganz oben auf der Wunschliste steht das ehemalige DDR-Staatsratsgebäude. Notfalls käme aber auch der Platz gegenüber der Humboldt-Universität in Frage. Dort könne dann ein eigener Bau hochgezogen werden. Hauptsache, man kommt ins Stadtzentrum. Ein guter Ort: In »geschichtlicher und räumlicher Nähe« zum Holocaust-Mahnmal soll auf die vermeintliche Opferrolle der Vertriebenen hingewiesen werden.

Der BdV hat es eilig: In fünf Jahren soll das Projekt realisiert werden. Unterstützung für die Pläne will der Vertriebenenverband quer durch die politische Landschaft ausgemacht haben. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) stehe dem Zentrum »sehr aufgeschlossen« gegenüber, sagte Steinbach, ebenso der sozialdemokratische Innenminister Otto Schily. Dieser hat im letzten Jahr öffentlich seine Sympathien mit dem Vorhaben bekundet.

Ohne staatliche Alimentierung läuft jedoch gar nichts: 160 Millionen Mark sollen die Länder für eine noch zu gründende Stiftung berappen, in fünf Raten zu je 32 Millionen. Auch der BdV lässt sich nicht lumpen - er will drei Millionen Mark aus eigener Tasche zahlen.

Ob Bund und Länder mitmachen, ist fraglich. Da muss wohl nachgeholfen werden: Am 17. Juni will die Schlesische Jugend am Berliner Breitscheidtplatz »Gegen das Vergessen« demonstrieren.