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Berlin ist nicht Chicago. Hier gibt es zwar auch eine Hochbahn und viel Wasser. Wasser. Aber damit sind die Gemeinsamkeiten schon aufgezählt. Die Stadt am großen See hat anderes aufzuweisen: die Blues Brothers und die Chicago Boys, Al Capone und Milton Friedman. Dort lebt auch Moishe Postone, Professor an der University of Chicago.

Die Stadt gilt als Mekka des Kapitalismus. Und vermutlich ist es kein Zufall, dass die fundamentale Kritik an dem Spektakel derzeit ebenfalls aus der Hochschule des Wirtschaftsliberalismus kommt. Importgut: Wertkritik.

Was es nun aber mit der »Realabstraktion des Wertes« und ähnlichen mysteriösen Dingen auf sich hat, ist auch nicht so einfach zu verstehen. Zumal, wenn die Vorträge - wie vergangene Woche bei den Jungle World-Veranstaltungen mit Moishe Postone an der Humboldt-Universität - teilweise in Englisch gehalten werden. Wer noch einmal nachlesen will, was es mit dem Fetischcharakter der Ware auf sich hat, kann jetzt auf die Jungle-Webseite klicken. Dort ist die vollständige Rede von Postone abgespeichert.

Erstaunlich sind jedoch nicht nur so unglaubliche Dinge wie die Wertformanalyse. Auch der Umstand, dass zu den beiden Vorträgen insgesamt mehr als 1 000 Zuhörer kamen, ist überraschend. Wer hätte damit gerechnet, dass die Wertkritik zur Massenware wird? Wie soll man das erklären?

Für alle, die es wissen wollen, gibt es nun einige Möglichkeiten. Entweder Sie lesen noch einmal den Vorabdruck aus Moishe Postones Buch »Time, Labor, and Social Domination« (Jungle World, 29/00). Oder Sie warten die vollständige Übersetzung ab, die demnächst beim ça ira Verlag erscheinen soll. Wer dann immer noch Fragen hat, wendet sich am besten gleich an Moishe Postone. Eine Lesereise ist in Vorbereitung.