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Bestimmt erwarten Sie jetzt einen packenden Bericht, was auf der Jungle-Geburtstagsparty am Freitag los war. Kriegen Sie aber nicht, denn entweder waren Sie sowieso da, oder Sie haben Sister Twister auf RockStarFM 87,9 gehört und dort sinngemäß Folgendes erfahren: »Im Glashaus hinter der Arena in Treptow findet um 21 Uhr die Party von Jungle World statt. Jungle World, das sind drei ehemalige Redakteure der Tageszeitung junge Welt, die vor drei Jahren eine Band gegründet haben. Heute abend feiern sie Geburtstag und stellen ihre neue Platte vor. Anschließend gibt's Hamburger Schule vom Band.«

Dann wissen Sie ja, was los war. Lieber möchten wir Ihnen ein paar interessante Gedanken über das Wachstum von Fischen und Reptilien vorstellen. Anfang der achtziger Jahre gab es in Amerika ein B-Movie, dessen Titel uns leider entfallen ist, aber die Story war ungefähr folgende: Schweinischer Chemie-Konzern kippt ein illegal entwickeltes Wachstumshormon in die Kanalisation von New York. Daraufhin mutieren die Alligatoren, die dort bekanntlich leben, zu Riesensauriern. Man sieht Szenen wie: Straßenkids spielen das aus Film, Funk und Fernsehen bekannte Hydrantenspiel. Plötzlich geht ein Ruck durch Harlemland, der Hydrant gerät ins Wanken, der heiße Asphalt kriegt Sprünge, die Straße tut sich auf, grüne Augen, tausend Zähne ... den Rest können Sie sich selber denken, wir wollen das jetzt nicht weiter ausführen.

Geht aber nicht, könnte man einwenden, denn: Alligatoren sind Reptilien, und Reptilien sind wie Fische und Amphibien sowieso ständig drauf, auf Wachstumshormon nämlich: Ein Krokodil, ein Ochsenfrosch und ein Teichkarpfen wachsen immer, immer weiter, bis sie sind. Doch auch diese These findet ihre entschiedenen Gegner. Zeugen wollen nämlich beobachtet haben, dass in gewissen Kreuzberger Hinterhäusern schon seit vielen Jahren in Gläsern Goldfische gehalten werden, deren Größe zumindest einigermaßen konstant zu bleiben scheint.

Dieser Sachverhalt verkompliziert die Situation nicht unerheblich. Wenn nämlich die Goldfische nicht mehr wachsen, dann muss es dafür einen Grund geben. Und der Grund kann bei streng wissenschaftlicher Betrachtungsweise nur sein: Sie produzieren kein Wachstumshormon mehr. Wenn sie aber ohne Wachstumshormon nicht wachsen, dann bedeutet das im Umkehrschluss, mit Wachstumshormon würden sie wachsen. Nun könnte man sich ja das Zusammenleben mit einem walfischgroßen Goldfisch in einem Kreuzberger Quergebäude noch ganz gemütlich vorstellen - aber die grundsätzliche Artverwandtschaft von Goldfischen und Alligatoren in Rechnung gestellt ...

Mit diesem beunruhigenden Gedanken wollen wir Sie für heute allein lassen. Gute Nacht und auf Wiederhören.