Deutscher Tag

In der Nacht zum 3. Oktober ist in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) ein Ehepaar aus der früheren Sowjetunion von zwei rechtsradikalen jungen Männern angegriffen worden. Die Täter hatten zunächst Häuserwände und ein Lenin-Denkmal mit Naziparolen besprüht, danach griffen sie die beiden an und riefen »Russen raus«. Die Frau erlitt schwere Kopfverletzungen. Gegen einen 18jährigen wurde Haftbefehl erlassen. Am Tag zuvor war in Schwerin der Imbiss eines Georgiers in Brand gesetzt worden. In derselben Nacht ist die KZ-Gedenkstätte Buchenwald (Thüringen) von Unbekannten verwüstet worden. Die Täter beschmierten Tafeln an Zufahrtswegen und Gedenksteinen mit Hakenkreuzen und warfen zwei Pflastersteine gegen das Fenster eines Ausstellungsgebäudes, wobei das Sicherheitsglas beschädigt wurde. In Senden bei Münster (Nordrhein-Westfalen) ist ebenfalls am 3. Oktober ein 15jähriger Russlanddeutscher von einem 16jährigen Deutschen angegriffen worden. Im Berliner Stadtteil Lichtenberg haben vier Männer im Alter zwischen 22 und 27 Jahren einen Senegalesen angegriffen und verletzt. Die vier hatten ihr Opfer auf einem S-Bahnhof am selben Tag zunächst mit rassistischen Äußerungen beleidigt und ihn dann geschlagen, getreten und auf die Bahngleise gestoßen. Dem 29jährigen Senegalesen gelang es schließlich, zu fliehen und die Polizei zu alarmieren. Diese setzte die alkoholisierten Täter wenig später fest. In Potsdam sind am 3. Oktober mehrere rechte Jugendliche auf einen 20jährigen Mann aus Eberswalde (Brandenburg) losgegangen. Sie überfielen und misshandelten ihn. Der junge Deutsche mit südländischem Aussehen erlitt ein Schädelhirntrauma sowie Prellungen und wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die rund 20 Rechten hatten ihn nach Angaben der Polizei wegen seines Aussehens als »Afro« und »Nigger« beschimpft und dann ins Gesicht geschlagen. Der jüdische Friedhof in Schwäbisch Hall (Baden-Württemberg) ist am 3. Oktober von Unbekannten geschändet worden. Die Täter beschmierten elf Grabsteine mit roter Farbe und Hakenkreuzsymbolen. Bereits am Morgen war ein 15jähriger Rollerfahrer von mehreren Skinheads überfallen und dabei verletzt worden. In Enger (Nordrhein-Westfalen) sind in der Nacht zum 3. Oktober neun Männer im Alter von 17 und 18 Jahren vorläufig festgenommen worden, weil sie ausländerfeindliche Parolen gegrölt hatten. Die Gruppe war vermutlich auf dem Weg zu einem nahe gelegenen Asylbewerberheim. Einige der Beteiligten bezeichneten das Ganze als »misslungenen schlechten Scherz« ohne rassistischen Hintergrund. In Solingen (Nordrhein-Westfalen) wurden am 3. Oktober nach einem Streit mit einer Gruppe junger Türken vier Skinheads festgenommen. Die vier Männer im Alter von 16 bis 19 Jahren waren zunächst in einer Gruppe von etwa zehn Skinheads durch die Innenstadt gezogen und hatten dabei »Sieg Heil« und »Heil Hitler« skandiert. Daraufhin gerieten sie in Streit mit den Türken. Einen 36jährigen türkischen Imbissbudenbesitzer, einen 24jährigen Türken und dessen 21jährige deutsche Freundin, die schlichtend eingreifen wollten, bedrohten die Skins mit Gaspistolen. Mehrere Juden im Landkreis Hannover (Niedersachsen) sind am 3. Oktober von einem unbekannten Täter mit antisemitischen Sprüchen am Telefon bedroht worden.