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»Was ist denn das: Jungle World?« fragt man uns schon mal, wenn wir beim Pressesprecher irgendeiner Firma oder eines Amts zwecks Recherche vorstellig werden. Uns selbst beschäftigt diese Frage selten. Die besinnliche Adventszeit scheint jedoch dazu geeignet, einmal in sich zu gehen. Wer sind wir? Woher kommen und wohin gehen wir? Was wollen wir eigentlich? Jedenfalls nicht früh aufstehen!

Zum Selbsterfahrungsworkshop kamen die beiden CvD fast zwei Stunden zu spät, einer brachte dafür zwei vollgestopfte Plastiktüten mit. Brötchen sollte er holen, so der simple Auftrag. Es wurde ein Büffet, wie es sonst in Königshäusern üblich ist. Was wollen wir? Gut essen!

Gespart wurde an anderer Stelle: Billige Pseudowissenschaftler aus den eigenen Reihen überhäuften die Redaktion mit Aufgaben aus dem abgebrochenen Sozialpädagogikstudium. Da kam selbst ein so ausgebufftes Team wie unseres mächtig ins Schwitzen: »Malt ein Tier, welches ihr mit der Jungle World in Zusammenhang bringt!« Es entstanden Faultiere, schwarze Panther und Masupilamis. »Hier habt ihr 70 Themen. Welche passen zum Profil der Jungle World?« Themen wie Raumfahrt und Essen und Trinken landeten außerhalb des entsprechenden Kreises, was einigen nicht passte, weshalb dann in einer zweiten und dritten Runde bunte Punkte geklebt und neue Kreise entworfen werden durften, bis alle irgendwie zufrieden waren.

Selbst als uns ein Blatt Papier mit sechs weißen Rechtecken und einem schwarzen vorgelegt wurde und der Seminarleiter behauptete, das erste Rechteck sei der Markt, wurde niemand stutzig.

Ein Resultat des Tages war, dass man uns mit ein bisschen Hokuspokus wirklich leicht über den Tisch ziehen kann. Aber es gab auch echte Ergebnisse: Jungle, das ist nach gründlicher Auswertung aller Diagramme, Kreismodelle und Tierzeichnungen ein Synoym für: unanständig, kosmopolitisch, radikal und anstrengend. Sagen Sie es Ihrem Nachbarn! Einmal stand auf einer x-Achse am Flip-Chart das Wort Mainstream-Dissidenz. Verstehen Sie nicht? Wir auch nicht. Es konnte zuletzt nicht einmal mehr ergründet werden, wie das Wort dorthin gekommen war.

Um der totalen Verblödung vorzubeugen, verschwand einer der CvD insgesamt noch dreimal, um mit dicken Plastiktüten wieder aufzutauchen: beim zweiten Mal mit Orangensaft, beim dritten Mal mit Sekt und zuletzt mit Bier. Sollten Sie also demnächst kryptische Werbebanner Ihrer Wochenzeitung entdecken, wundern Sie sich nicht. Vieles ist eben irgendwie vor allem assoziativ.