Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge vermutlich aufgeklärt

Grün-braune Allianzen

Nach dem langen Sommer des Antifaschismus hatte die Mitte der Gesellschaft die Debatte über die extreme Rechte ohnehin schon satt. Nun wird man dort erst recht versucht sein, sich entspannt zurückzulehnen. Denn ein Nazi-Traum, dem Freys National Zeitung und andere rechte Publikationen Woche für Woche Ausdruck verliehen, ist wahr geworden: Den Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge begingen ein deutscher Staatsbürger marokkanischer und ein Staatenloser jordanischer Herkunft. Ergo: keine deutschen Rechten, auch wenn die Polizei in den Wohnungen der beiden antisemitisches Schriftmaterial, ein selbstgemaltes Hitlerbild und Hakenkreuze an einer Zimmertür entdeckte.

Der Düsseldorfer Anschlag zeigt, dass zusammenwächst, was wegen der verbindenden Feindschaft zu Israel und allem Jüdischen weltweit zusammengehört. Überraschend kommt das nicht. Wenn in Explizit - Das politische Magazin für ein islamisches Bewußtsein unter dem Titel »Der Holocaust und die jüdischen Verbrechen« die Zahl der Holocaust-Opfer bezweifelt wird, dann lässt sich der Kommentar nicht von Texten zum Thema in der völkischen Publizistik unterscheiden. Zumal auch Explizit im Verweis auf die Shoah nur ein »geeignetes Mittel« sieht, »das schlechte Gewissen (...) der Deutschen (...) anzuregen«, was »sehr gut in Reparationszahlungen und Vergünstigungen« für Juden und Israel umzumünzen sei. Dass Israel nichts Geringeres als ein »Genozid« vorgeworfen wird, versteht sich in diesen Kreisen von selbst: »Nur allzubald ist aus den vermeintlichen Opfern ein Volk der Täter geworden.« Der Unterschied zu linken Antizionisten besteht nur darin, dass diese meistens nicht von vermeintlichen Opfern sprechen.

Die Titelseite der Vordersten Front, in der der Nationaldemokratische Hochschulbund Anfang der neunziger Jahre das Konzept der »national befreiten Zonen« vorstellte, zierte der Schriftzug »Intifada weltweit«. Horst Mahler brachte den Slogan jetzt auf die Höhe der Zeit: In Palästina finde ein »Aufstand der Anständigen (...) gegen die Agenturen der jüdischen Macht« statt - für Mahler nichts weniger als ein »grundsätzlich weltweiter Aufstand«.

Der Iran entwickelt sich zu einer Plattform für die internationale Szene der Holocaust-Leugner. So prahlte Roland Bohlinger, Verleger und Verfechter der paranoiden Ideen von Erich und Mathilde Ludendorff, im Juli 1999 über ein Interview, das er dem iranischen Radio in Teheran gegeben habe. Zudem habe der Sender seine Schrift »Antiimperialistische Sprengsätze in der Holocaust-Debatte« ausführlich besprochen, die auch in persischer Übersetzung erscheinen werde. Dem National Journal zufolge fand der in der Schweiz zu einer Haftstrafe verurteilte Holocaust-Leugner Jürgen Graf jetzt Asyl in Teheran, dort sei im Januar 2001 ein internationaler Kongress von Holocaust-Leugnern geplant, veranstaltet von der Iranischen Universitätsvereinigung. Stargast: Horst Mahler.

Gewiss handelt es sich bei dieser Kooperation auf beiden Seiten - sowohl bei den deutschen Nazis als auch bei den arabischen bzw. muslimischen Kreisen - um ein Minderheitenphänomen. Es dominiert innerhalb der extremen Rechten nach wie vor der Rassismus, der sich, in Einklang mit der Mitte der Gesellschaft, insbesondere anti-islamisch artikuliert.

Dennoch lässt sich nicht länger über die kruden Allianzen hinwegsehen. Wenn es zu den selbst definierten Interessen einer Minderheit von Migranten gehört, jüdische Einrichtungen anzugreifen, können eben nicht undifferenziert die Interessen der Migranten zum Zentrum des Antirassismus erklärt werden. Statt die Einheit »der Migranten« zu beschwören, gilt es hier - wie auch innerhalb der Linken - zu trennen, was nicht zusammengehört.