Wird Gregor Gysi Regierender Bürgermeister in Berlin?

Ein Mann für alle Fälle

Was wäre, wenn Gregor Gysi Regierender Bürgermeister würde? Wir haben auf Berliner Straßen nachgefragt

Davon halte ich gar nichts, der kommt aus dem Osten und ist außerdem Rechtsanwalt. Deshalb hat er sich bisher auch immer gut aus der Affäre gezogen. Mit Rechtsanwälten hat man ja so seine Erfahrung.« (Ursula Stankowski, 50 Jahre, Verkäuferin, Wilmersdorf)

»Gysi? Keine Ahnung, wer das ist.« (Metin Yilmaz, 28 Jahre, Pizzabäcker, Marzahn)

»Er lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen, weiß auf jede Frage eine Antwort und lässt sich nicht klein kriegen. Der Mensch kann was und hat auch was geleistet in seinem Leben. Wenn Gysi kommt, wird vieles besser. Der räumt auf mit den Rechtsradikalen, mit Überfällen, überhaupt mit dem ganzen Verbrechertum, nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland.« (Frau Marmulla, 48 Jahre, Frührentnerin, Hellersdorf)

»Der Mann ist unsympathisch, weil er in der PDS ist. Dagegen habe ich was. Sie sind noch jung, ich bin fast sechzig, ich habe die DDR mitgemacht. Schlimm, das kann ich Ihnen sagen.« (Klaus Stenzhorn, 57 Jahre, Security-Dienst, Hellersdorf)

»Toll, wenn er uns Jugendlichen mehr Geld gibt. Jeder sollte mal Präsident werden.« (Falco, Schüler, 15 Jahre, Friedrichshain)

»Mit Politik habe ich nichts zu tun. Was weiß denn ich. Ich kenne den doch überhaupt nicht. Wenn Sie mich nach Fußball gefragt hätten, hätte ich Ihnen schon was sagen können.« (Andreas K., 23 Jahre, Student, Prenzlauer Berg)

»Ich mag den Mann einfach, der ist so ehrlich, spontan, witzig, ironisch. Vor allem im Sozialbereich wird sich einiges verbessern, wenn Gysi erst mal Bürgermeister ist. Dass man einen vernünftigen Arbeitsplatz findet und die Mietpreise nicht ins Unendliche gehen, zum Beispiel.« (Ute Mayer, 34 Jahre, arbeitslos, Marzahn)

»Nach der Wende hat er mir schon ganz gut gefallen. Er ist ja ein Ossi, ich bin auch einer, aber Eberhard Diepgen finde ich auch nicht schlecht. Doch der soll ja auch nicht mehr so lange im Amt bleiben, habe ich gehört.« (Sabine Schulz, 28 Jahre, Studentin, Hellersdorf)

»Wir essen lieber.« (Schülerinnen, Friedrichshain)

»Gregor Gysi sagt wenigstens die Wahrheit und macht den Mund auf. Die anderen Politiker eiern doch alle rum. Diepgen eiert am meisten rum. Was Gysi sagt, wirkt ehrlich und ist ehrlich. Wir sind ja Rentner und uns geht es soweit ganz gut. Die Theorie des Kapitalismus, die kennen wir noch von früher. Aber das Leben jetzt, die vielen Obdachlosen, die Arbeitslosen; Marx und Engels hatten ganz schön Recht mit dem, was sie gesagt haben. Schlimm ist es geworden.« (Elfie Müller und Katharina Wilkowski, 78 und 75 Jahre, Rentnerinnen, Marzahn)

»Gysi - der Mann ist schon gut. Diepgen hat auch vieles geleistet, doch jetzt muss mal junges Blut ran. Aber egal, wer das Amt innehat, wir kleinen Leute bleiben immer in der Luft hängen.« (Thomas Sorge, 45 Jahre, Busfahrer, Pankow)

»Halt's Maul.« (Passant, Mitte)

»Gysi ist nicht für dieses Amt geeignet. Er ist zwar rhetorisch gewandt, aber in der Bevölkerung wird er nicht ausreichend Rückhalt haben. Der Mann ist in der falschen Partei. Ich wähle lieber CDU. Die machen noch wirkliche Opposition.« (Ludmilla Werner, 34 Jahre, Lehrerin, Steglitz)

»Er wird die Leute nicht ganz so verscheißern wie die CDU. Gysi als Regierender, da wird auch der Osten mal zum Zuge kommen. Dann wird endlich auch mal was für uns, das Volk, getan. Ich bin noch vom alten Schlag, sie wissen schon. Im Hintergrund bestimmt die SED vielleicht noch mit, aber zu sagen haben wir heute nichts mehr. Die ganzen Skandale, um BSE oder um Aids, die stören mich auch. Genauso wie unsere vielen 'neuen Mitbewohner' - man darf ja nicht hetzen -, also die ganzen Ausländer, die Vorteile haben, die ich nicht habe. Wenn Gysi im Roten Rathaus sitzt, wird er wohl hoffentlich auch in der Richtung etwas tun. Obwohl ich nicht glaube, dass er das Problem lösen wird, denn die Wirtschaft sitzt dahinter und drückt den Daumen drauf. Meinen Namen will ich nicht sagen, ich arbeite in der Öffentlichkeit. Aber ich spreche vielen hier aus der Seele.« (Passantin, Pankow)

»Dieser Gysi ist doch in der PDS. Da fällt mir nichts weiter ein.« (Ursel Lindner, 29 Jahre, Friseurin, Schöneberg)

»Gregor Gysi ist geistreich und hat Witz. Ich weiß auch nicht, was sich politisch hier ändern würde. Aber so einen Mann hätte ich auch gerne.« (Cordula Sterling, 29 Jahre, Sekretärin, Kreuzberg)

»Gysi ist ein Schwätzer, aber ohne Ende, ein Selbstdarsteller. Würde er Bürgermeister von Berlin, wären populistische Maßnahmen zu befürchten, etwa dass er möglichst viele Ausländer nach Deutschland holt, Sozialhilfeempfängern mehr Geld gibt und das Kindergeld erhöht. Wer soll das denn alles bezahlen?« (Arne M., Büroleiter, 37 Jahre, Neukölln)

»Von dem Gysi halte ich überhaupt nichts. Warum? Weil er eine rote Sau ist. Wie ich heiße? Das geht sie nichts an.« (Passant, Alexanderplatz)

»Gregor Gysi ist einer der wenigen Idealisten, die noch durchgehalten haben. Er könnte eine bessere Jugendpolitik machen, den Bildungsetat aufstocken und dafür den Polizeietat kürzen, den Wehrdienst abschaffen und für mehr Völkerverständigung werben. Die PDS ist eigentlich eine prima Partei, doch die ganzen alten SED-Kader sollten sich endlich mal verabschieden und Sahra Wagenknecht das Maul halten.« (Samuel F., 23 Jahre, Student, Mitte)

»Ich kenne Gregor Gysi nicht. Wer ist Gregor Gysi? Halt! Ist das nicht dieser Mafiosi?« (Passant, Alexanderplatz)

»Wenn der Bürgermeister wird, dann wander' ich aus, sofort. Einer von denen, die die Mauer hochgezogen haben und die Menschen totgeschossen haben, als Bürgermeister? In dieser freien Stadt? Um Gottes Willen!« (Ernst Ludwig, 56 Jahre, Handwerker, Charlottenburg)

»Warum nicht? Dann würden nicht so oft die Bullen bei uns einreiten. Außerdem ist er Vegetarier und für die Gleichberechtigung der Geschlechter.« (Bernd, 22 Jahre, Hausbesetzer, Friedrichshain)

»Ich habe an der Mauer gewohnt, die ganzen Jahre, von 1959 bis zur Wende. Dann kamen die Wagenburgen dorthin und ich habe mich bei dem damaligen Bürgermeister von Mitte beschwert - ohne Reaktion. Das war so verschmutzt. Warum müssen die mitten in der Stadt wohnen, diese Leute. Die ganzen Ausländer, die jetzt nach Berlin kommen, die sehen das ja auch. Das gibt kein gutes Bild ab. Vielleicht würde Gysi als Bürgermeister etwas daran ändern. Ich mag seine Art. Er ist ja ein Berliner. Er spricht nur das aus, was er auch verantworten kann. Aber die PDS ist ja dafür, dass die Leute so leben können, wie sie möchten.« (Isabel Ludwig, 81 Jahre, Rentnerin, Mitte)