Alternative Lebensformen

Story of Stammheim

Mit Spannung erwartet man eine Ausstellung namens »Story of Stammheim«, die vielleicht in 20 bis 30 Jahren eröffnet werden wird und in der man sich spielerisch mit »linkem Terror« auseinandersetzen kann.

Wie wäre es mit Isolationshaft zum Ausprobieren? Mindestens einen Monat müsste man schon drin sein, um irgendwie das Befinden von Isolationshaftopfern ermessen zu können. Spätestens bei der Vermittlung von Langzeitschäden wird's aber komplizierter. Wer spielt schon zehn Jahre Iso-Haft? Vielleicht würden Dokumente benutzt, über Leute, die bereits jetzt Fallbeispiele für die Folterforschung darstellen - die fünf RAF-Gefangenen Brigitte Mohnhaupt, Rolf Heißler, Rolf Clemens Wagner, Eva Haule und Christian Klar.

Sie alle sitzen seit Jahrzehnten und bis heute noch unter Iso-Haft-ähnlichen Bedingungen. Vielleicht wird dann auch die Strategie Deutschlands erläutert werden, warum diese Haftbedingungen, an diesen fünf Menschen als Exempel für sehr einseitige Versöhnungskultur exekutiert werden.

Heute sind es nur wenige, die sich mit diesen totgeschwiegenen Menschen beschäftigen, denen es nicht einmal gestattet ist, ein Interview zu geben. Zum Beispiel die Macher der Ausstellung »Freiheit Jetzt«, die bis zum letzten Wochenende in der Kulturbrauerei zu sehen war. Ein Ort, der sich nach Angaben der Mitorganisatorin Ute Hladki besonders eignet, da er eine breitere Öffentlichkeit anspricht. Dort fand man alles andere als Spektakelkultur. Und alles andere als Pop.

Dort gab es Werke bildender KünstlerInnen, die sich u.a. mit psychischen und physischen Folgen von jahrelanger Haft und mit der von den Staatsideologien geprägten Ästhetik auseinandersetzen. Unter den rund 5 000 BesucherInnen wurden Unterschriften gesammelt für die Forderung nach Freilassung der Gefangenen, gerichtet ans Justizministerium. Denn hier ging es nicht ums Ich-Erlebnis. Angehörige und FreundInnen der Gefangenen haben das Ganze organisiert. Aber auch ehemalige RAF-Mitglieder wie Helmut Pohl, der selbst insgesamt 22 Jahre in Haft war.

»Wenn sie noch lange drin bleiben müssen, sind sie seelisch und körperlich wahrscheinlich ruiniert«, meint Pohl, »ich würde sie gerne in einem Zustand rauskriegen, in dem sie noch mehr können, als nur noch spazieren gehen.« Die Ausstellung soll in weiteren Städten gezeigt werden.

Infos unter: www.freiheit-jetzt.de