Berliner Verlierer

Ausgesteffelt

Mit den ersten Hochrechungen zur Berliner Wahl am vergangenen Sonntag bestätigte sich schnell, was vorher ohnehin alle wussten. The loser is: Frank Steffel. Fast könnte man Mitleid haben mit dem Mann, der wohl als der dämlichste CDU-Spitzenkandidat in die Stadtgeschichte eingehen wird. Über 17 Prozent im Vergleich zu den letzten Wahlen verlor die Berliner Union - ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. Steffel sei Dank.

»Frank, wir werden dich vermissen«, möchte man dem unglücklichen Teppichhändler aus Reinickendorf zum Abschied zurufen. Immerhin hat Steffel, der bis zuletzt nichts unversucht ließ, um den Absturz seiner Partei abzuwenden, viele Menschen zum Lachen gebracht. Ein Verdienst, das man anerkennen muss.

Der CDU-Politiker, der erst als Student erfahren haben will, dass sich Begriffe wie »Mongo« oder »Neger« nicht schicken, legte im August einen tollen Talkshow-Auftritt bei Michel Friedman hin. »Was ist eigentlich ein Rassist?« wollte Friedman von Steffel wissen. »Das ist eine schwierige Frage; vor allem wenn man sie pauschal verantworten, äh, beantworten soll.« Diese Antwort wird ebenso unvergessen bleiben wie Steffels Auftritt auf dem Alexanderplatz im Juli, als er während einer CDU-Wahlkampfveranstaltung im Eierregen hinter Edmund Stoiber in Deckung ging.

Leicht hatte Steffels Frank es nicht. Schon als Kind nicht. Aber auch als CDU-Spitzenkandidat ist es ihm kaum besser ergangen. Er litt unter der beispiellosen »Sudel- und Schmutzkampagne« (Steffel) der Medien, als ob der Kampf gegen »Gleichmacherei und Kollektivismus« nicht schon schwer genug gewesen wäre. Der »Schweinejournalismus« sei für sein schlechtes Image verantwortlich, wusste er sich in der vergangenen Woche zu verteidigen. Er habe die »schmierigen Methoden der Münteferings, Donnermeyers und Strieders« nun kennen gelernt.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits die jüngste Ausgabe des Berliner Stadtmagazins Zitty erschienen. Die Zitty wird an rund 1 800 Tankstellen und Kiosken in Berlin verkauft. Schlimm: »Der Verlierer - Der Leidensweg des Frank S.«, lautet die Titelschlagzeile. Noch schlimmer jedoch ist das Titelbild. Darauf zu sehen ist das von einem Wahlplakat abfotografierte, leicht veränderte Konterfei Steffels. Eigentlich gibt er auf dem Foto eine ganz gute Figur ab - es zeigt ihn geschminkt mit Lidschatten und Lippenstift, gezupften Augenbrauen und einem Nasenring.

Schade, dass der glücklose CDU-Kandidat vorher schon so viel erdulden musste. Sonst hätte er den Spaß bestimmt verstanden. So aber versuchte er ein letztes Mal, gegen Windmühlen anzurennen. Er, Steffel, halte »das für eine Manipulation von Wahlentscheidungen« und habe sich »nicht vorstellen können, dass so etwas in einer Demokratie möglich ist«. Selbst »meine eigene Frau sagt, sie fürchtet und ekelt sich vor meinem Bild, unerträglich«.

Steffels letzter Schrei gegen das Böse, er verhallte ungehört: Am vergangenen Freitag hatte er eine Einstweilige Verfügung gegen Zitty beantragt, um den Verkauf der aktuellen Ausgabe gerichtlich stoppen zu lassen. Ohne Erfolg. Am Sonntag war die Zitty noch immer erhältlich.