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Heute ist Mittwoch, und Sie haben gerade Ihren Briefkasten geleert. Oder gehören Sie zu den AbonnentInnen, bei denen die Jungle World unregelmäßig ankommt? Informieren Sie uns darüber, damit wir der Sache nachgehen können!

Allerdings sind uns Grenzen gesetzt, vor allem bei Beschwerden aus dem Ausland. Ein Abonnent in Zürich erhält die Zeitung verspätet, eine Abonnentin in Ost-Timor (Timor Loro Sae) nie. Daher verhandelten wir mit der Deutschen Post World Net Niederlassung Internationale Produktion BRIEF (sic). Für den ersten Fall bekamen wir ein Aktenzeichen zugeteilt und einen Zwischenbericht versprochen.

Über den zweiten klärte uns ein Mitarbeiter der Post am Telefon auf. Das Bestimmungsland heiße Indonesien, diese Angabe fehle in der Anschrift. Aber ist Ost-Timor nicht seit zwei Jahren ein unabhängiger Staat? Doch unser Gesprächspartner war nicht zu bremsen. Indonesien verwende Postleitzahlen, wir jedoch nicht. Ob wir denn Timotisch verstünden? Ob wir Timor Loro Sae übersetzen könnten? Natürlich nicht, allerdings gibt es gar kein Timotisch. In Ost-Timor wird Indonesisch und Portugiesisch gesprochen. Doch die postalische Übersetzung war richtig: In Timor geht die Sonne auf. Das könne in Indonesien als Provokation verstanden werden und zur Vernichtung des Briefes führen. Aber kann es nicht auch Osten heißen? Timor Loro Sae ist jedenfalls die offizielle Staatsbezeichnung.

Vielleicht sei unsere Abonnentin auch in Kämpfe »im Dschungel« verwickelt, was die Zustellung erschwere. Natürlich verteidigen wir die Integrität unserer LeserInnen gegen solche Angriffe. Er blieb aber dabei: Wegen der Spannungen und Unruhen könne keine Post nach Ost-Timor geschickt werden. Irgendwie schade, vor allem, da Post aus Portugal ohne Probleme dort ankommt.

Aber wenigstens in der Schweiz ist die Welt noch in Ordnung. Der versprochene Zwischenbericht kam am nächsten Tag: »In der Schweiz schreibt man Straße mit ss (Strasse). Wir empfehlen bei Auslandsanschriften die Abkürzung (Str.).«