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Es heißt ja, man solle immer den Ball flach halten, aber wie soll man dann ein Kopfballtor machen? Da ist sie wieder, die Zeit, in der »Fußballer bei einer WM mitspielen, bei der sie nichts zu suchen haben, und Schiedsrichter bei einer WM pfeifen, bei der sie auch nichts zu suchen haben«, (Paul Breitner) und Kommentatoren eine WM kommentieren, bei der sie erst recht nichts zu suchen haben. Das Spiel ist rund und der Ball dauert neunzig Minuten.

Das wäre alles gar nicht so schlimm, denn die Fußball-WM findet im fernen Asien statt. Sollen sich die Fußballverrückten doch um halb neun Uhr morgens in ihrer Stammkneipe treffen und spannende Spiele wie das der Türkei gegen China angucken, sofern sie überhaupt übertragen werden trotz Leo Kirch und Edmund Stoiber.

Aber wenn selbst die Kulturredakteurin nachmittags um halb zwei nervös mit einer Druckfahne herumläuft und den Blick nicht vom Spiel Russland gegen Japan abwenden kann, dann ist etwas nicht mehr in Ordnung. Möllemanns Attacken? Die Diskussion um »Empire«? Der Rassismus in der kommunistischen Literatur über den Spanischen Bürgerkrieg? Pusteblume!

Jetzt geht's um den Außenrist, um das Spiel über die Flügel und um die Frage, wer das Achtelfinale erreicht. Dass der Inlandsredakteur mit der deutschen Flagge herumwedelt, ist völlig normal, wir sind ein Land wie jedes andere! Und WM ist nur einmal in vier Jahren.

Dabei heißt es doch so schön: Elf Redakteure sollt ihr sein! Über den Kampf sollt ihr zurück zum Redigieren finden! Forechecking auf den Thema-Seiten! Jeder Kommentar ein Elfmeter!

Aber nein, wir sind verloren. Aus. Aus. Aus. Fußball ist Weltmeister. Und bald auch England, Argentinien, Brasilien oder Italien. Wollen wir wetten? »Gegen Deutschland bin ich zu 100 Prozent ein Löwe.« (Winfried Schäfer, Kolonialtrainer von Kamerun)

Aber wie sagte schon Gary Lineker: »Fußball ist, wenn 22 Mann dem Ball hinterherrennen, und am Ende gewinnen die Deutschen.«