Deutsches Haus

Ein algerischer Asylbewerber ist am Mittwoch voriger Woche in Perleberg (Brandenburg) Opfer eines fremdenfeindlichen Angriffs geworden. Zwei offenbar zur rechtsextremen Szene gehörende Jugendliche schlugen den 25jährigen nieder und traten in sein Gesicht, sagte ein Polizeisprecher. Das Opfer musste in einem Krankenhaus behandelt werden, die Angreifer entkamen. Dem Angriff waren verbale Attacken in einem Regionalzug von Wittenberge nach Perleberg vorausgegangen. Am 17. September drohte ein 46jähriger Asylbewerber aus Russland, der in der Justizvollzugsanstalt in Fulda (Hessen) auf seine Abschiebung wartete, sich umzubringen. Der Mann war aus dem Gefängnishof auf ein angrenzendes Dach geflohen. Mit der Selbstmorddrohung wollte er eine schnelle Abschiebung in sein Herkunftsland bewirken. Er fürchtete, noch länger in der Justizvollzugsanstalt bleiben zu müssen. Erst als man ihm versicherte, dass er am nächsten Mittwoch abgeschoben würde, kam er feiwillig vom Dach herunter. Am 16. September sollte ein allein erziehender vietnamesischer Asylbewerber aus Hennigsdorf (Brandenburg) ohne seinen fünfjährigen Sohn aus Deutschland abgeschoben werden. Die Ausländerbehörde des Landkreises Oberhavel hatte den Vietnamesen zur Identitätsprüfung vorgeladen. Während dieses Termins wurde er festgenommen und in die Abschiebehaftanstalt nach Eisenhüttenstadt gebracht. Der Sohn ist seitdem verschwunden. Das Landgericht Potsdam untersagte nun die Abschiebung des 48jährigen Vietnamesen. Die Ausländerbehörde bleibt jedoch dabei. »Wenn wir das Kind nicht finden, schieben wir zuerst den Vater ab und schicken den Sohn nach Vietnam nach«, sagte die Sprecherin der Behörde, Patricia Schuster. »Ausländer raus! Wir marschieren durch die Nacht!« rief eine Gruppe von Rechtsextremisten am Abend des 14. September vor der evangelischen Kirche in Lendringsen (Nordrhein-Westfalen). Dort befindet sich die Familie Boskan im Kirchenasyl. Die Polizei nahm elf Neonazis in Gewahrsam. Am 14. September behauptete auf einer Kundgebung anlässlich des Anschlags auf das Asylbewerberheim im niedersächsichen Algermissen (Jungle World, 38/02) die Gemeidebürgermeisterin Ursula Ernst (CDU), der fremdenfeindliche Übergriff auf die Tamilen sei nicht von Bürgern aus Algermissen begangen worden. Die Geschichte des Dorfes sei »geprägt vom friedlichen Miteinander«. Nach Angaben der dortigen Organisation Asyl e.V. hat es in den vergangenen Jahren mehrere Übergriffe auf Asylbewerber in Algermissen gegeben. Bei dem jüngsten Angriff auf die Unterkunft klatschten Bürger des Ortes Beifall. Im August kam es in Deutschland zu 353 rechtsextremistischen Straftaten. So wurde in Sulzbach (Saarland) ein Mann türkischer Herkunft von Rechtsextremen erstochen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der PDS-Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke hervor. Von 330 Tatverdächtigen wurden demnach 73 festgenommen, nur in 17 Fällen erging ein Haftbefehl. Die Gesamtzahl rechter Straftaten in diesem Jahr stieg auf über 2 600 an.