Die Pudelin

Dass sich bei ihrem Vorgänger Julian Nida-Rümelin das Aussehen mit der Funktion symbiotisch verband, hat sogar einer wie Gerhard Schröder gemerkt und hübsch ausgedrückt: »Kulturpudel«. Nun tritt also Christina Weiss das Amt der »Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Kultur und der Medien« an, sie ist der neue Kulturpudel und sieht, darauf kommt's an, auch so aus.

Das Amt des Kulturstaatsministers gibt es, »seit Gerhard Schröder die grandiose Idee hatte, es zu schaffen«, sagt sie. Das ist treffend formuliert. Schließlich befinden sich die Büros der promovierten Literaturwissenschaftlerin und des Kanzlers künftig auf demselben Flur, und da bietet es sich an, Schröder, wenn er mal wieder den Flur kreuzt, um in die Teeküche oder aufs Männerklo zu gehen, lautstark zu loben, weil er ja mal wieder eine grandiose Idee hatte, oder, wenn es zum Gespräch kommt, ihn zu fragen, ob er nicht bald mal wieder eine grandiose Idee zu haben gedenkt.

Das ist schon deswegen wichtig, weil Frau Weiss andere Formen der Ergebenheit nicht aufzubieten hat. Sie ist, anders als ihre Vorgänger Nida-Rümelin und Michael Naumann, kein Mitglied der SPD. Sie, die früher eine freie Literaturkritikerin war, hat auch niemanden, der sie nach einem eventuellen Rauswurf wiederhaben möchte. Und: Ein Mann ist Frau Weiss nicht, mithin ist sie einer Gruppe zugehörig, von der der Kanzler so viel nun auch wieder nicht hält, solange er verheiratet ist.

Da ist es gut zu wissen, dass sie der Kanzler, wenn er aus seinem Büro tritt und nur von fern sieht, für den guten, alten Kulturpudel halten wird.