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Wissen Sie, worüber sich die MitarbeiterInnen einer linken, politischen Wochenzeitung am häufigsten unterhalten? Nein? Dann ist das wohl die erste Homestory, die Sie lesen?

Übers Wetter natürlich. Schließlich wird das Weltgeschehen auf zwei Redaktionssitzungen behandelt. Und an Computer, die bisweilen den Dienst verweigern, hat man sich ebenso gewöhnt wie an finanzielle Nöte. Gesprächsstoff und immer wieder Überraschungen bietet deshalb nur das Berliner Wetter.

Nachdem der Polarkreis schon vor wenigen Wochen, unmittelbar nach den Hundstagen, seine Vorboten bis in die Hauptstadt geschickt hatte, besänftigte der Altweibersommer für wenige Stunden, um dann endgültig dem sibirischen Winter zu weichen.

Für unsere LeserInnen in den westlichen Teilen der Republik sei erklärt, dass man mit der Überquerung der Elbe in die kontinentale Klimazone gerät, die sich bis in die kältesten Regionen des Erdballs hinzieht. Berlin ist sozusagen ein westlicher Vorort von Werchojansk, der kältesten Stadt der Erde. Da kann der 13. Oktober schon mal verschneit sein.

Nein, eigentlich war das gar nichts Besonderes in diesem Jahr. Dennoch ist man jedes Mal wieder völlig unvorbereitet. Mützen, Handschuhe und lange Unterhosen sind noch eingemottet oder unauffindbar, der prophylaktische Apothekenrundgang ist noch nicht gemacht und der Organismus wird völlig überrumpelt.

Die Heizkörper sind noch nicht gereinigt, was dazu führt, dass mit dem Anschalten der Zentralheizung der Staub der vergangenen fünf Jahre erneut in den Redaktionsräumen zirkuliert. Der Webmaster muss sich als Housemaster betätigen, die Heizungen entlüften, Filzpantoffeln bereitstellen und die Fenster und Türen abdichten.

Die Gespräche der KollegInnen wimmeln von Ausdrücken, die auf keinen Fall unter 18 Jahren freigegeben werden können, und der Neid auf diejenigen, die sich während des Wintereinbruchs auf der Frankfurter Buchmesse vergnügen können, wächst ins Unermessliche. Schließlich befindet sich Frankfurt am Main im Gegensatz zu Berlin in einer Klimazone ozeanischen Einflusses und ist daher eher mit den Kanaren vergleichbar.