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Es gibt Tage, die streicht man am besten aus dem Kalender. Und aus dem Gedächtnis. Der vergangene Donnerstag war so ein Tag.

Dabei hatte er eigentlich überaus erfeulich angefangen. Es war nämlich der Tag, an dem unser Kollege Björn aus den finsteren Kerkern der schwedischen Justiz entlassen wurde. 18 lange Monate musste er dort schmachten. Göteborg, you remember? Björn bekam von den schwedischen Behörden sogar einen Flug nach Berlin spendiert, samt netter Begleitung, so hieß es, in Gestalt von Bundesgrenzschützern. Nachmittags sollte er in Tegel ankommen.

Flugs wurde also das Jungle-Begrüßungskomitee zusammengestellt und ausgerüstet: tausend Grüße und Küsse, ein Fläschchen Sekt, O-Saft gegen eventuelle Haftspätfolgen wie Skorbut, das Begrüßungstransparent mit der Aufschrift: »Welcome, Björn! Nie wieder Knastarbeit! Selbst- statt Fremdausbeutung!«

Und ab durch die Mitte nach Tegel. Aber das Komitee hatte die Rechnung ohne den Wirt bzw. den god-damn-bloody-f***ing-bullshit-Berliner-Donnerstagsnachmittagsstau gemacht. Ein Viertelstündchen zu spät! Hektisch rumrasen am Flughafen, wo steckt Björn nur? Irgendwo, nur nicht in Tegel.

Oh jeh! Wie blöde! Wie fatal! Wie peinlich! Statt eines rauschenden Begrüßungsfests eine Orgie der Selbstgeißelung für uns: Patsch - wie konnten wir nur ...? Und patsch, und patsch ... Noch heute schmerzen die offenen Wunden.

Aber nach der ersten emotionalen Erschütterung hat unsere kritische Reflexions- und Analysefähigkeit wieder eingesetzt. Nein, nicht wir waren in Wirklichkeit schuld an dem Schlamassel, keineswegs. Es war die neoliberal-globalisierte kapitalistische Verkehrspolitik des Berliner Senats und seiner Lakaien.

Geht man der Sache auf den Grund, dann ist ja auch klar, dass das deutsche Establishment auf seinem idiotischen Sonderweg nicht einmal die simpelsten Versprechen der bürgerlichen Revolution einhalten kann: »Freie Fahrt für freie Bürger«. Ein weiterer entscheidender Grund, ihm ordentlich die Leviten zu lesen. Der Kampf geht weiter!