My name is ...

Obwohl es bislang nicht so richtig rübergekommen ist und das Thema leicht vernachlässigt wurde, auch wir hier in der Jungle World interessieren uns für den Sniper von Washington, wegen dem dort das Tanken zum Abenteuer wird. Nur waren wir bislang einfach zu irritiert, um uns zu dem Fall so richtig und mit allen Mitteln einer guten Analyse zu äußern.

Was sagt dieser Heckenschütze mit dem Präzisionsgewehr über die amerikanische Gesellschaft aus? Hat das Ganze etwas mit dem 11. September zu tun? Was, wenn das Vorgehen des Snipers nun Schule macht und das Geballer auch in anderen amerikanischen Städten beginnt? Was ist mit der amerikanischen Waffenlobby? Und bin Laden, wie findet er das? Hat die mediale Wirklichkeit mal wieder ein reales Ereignis vorweggenommen? Das sind viele Fragen, und es sind mehr, als wir derzeit beantworten können.

Die Verwirrung ist jedenfalls riesig. Womit wir allerdings erst am Anfang des eigentlichen Problems angelangt wären, mit dem sich nun glücklicherweise die taz hinreichend auseinandergesetzt hat. In dem Artikel »Dies ist kein Film« beschäftigte sie sich damit, wie man denn den Sniper so richtig amtlich zu nennen habe. Fassen wir mal die dort gemachten Erkenntnisse zusammen. Der Sniper ist »technisch ein Spree-Killer, ein Mörder auf Schieß-Tour«. Aber dann eben doch wieder nicht nur, da auch ein paar Elemente der Kategorie »Serial Killer« in ihm stecken, da er schön sauber in Reihe tötet. Dafür können wir mit Bestimmtheit ausschließen, es mit einem Massenmörder zu tun zu haben, der nämlich deswegen so heißt, wie er heißt, weil er immer alles auf einen Schlag klar machen will.

Alles ganz schön kompliziert. Für den Sniper dagegen nicht. Er weiß, wer er ist. Was stand auf der Tarot-karte, die er hinterließ? Schlicht und ergreifend: »I am god.«