Victoria Beckham und der Fußball

Posh vs. Posh

Dass Popstars sich als Gesamtkunstwerk und ihre Namen daher als schützenswerte Marke begreifen, ist nicht neu. Der Versuch des ehemaligen Spice Girls Victoria Beckham, ihren Spitznamen »Posh« (deutsch: schick, piekfein) als Warenzeichen eintragen zu lassen, sorgt derzeit jedoch für einen Aufstand, wie ihn die Branche wohl noch nie erlebt hat.

Denn der Name Posh, so viel ist für die Fußballfans Großbritanniens klar, kann nicht für das Sternchen stehen. Posh ist nämlich seit Jahrzehnten der Spitzname des traditionsreichen Petersborough United Football Club. Und das kam so: Nach dem Ende der Saison 1921 suchte Pat Tirrel, ein Manager und Spieler des Clubs Fletton United, öffentlich nach »schicken Spielern für ein schickes Team«, das in der damaligen »Northamptonshire League« antreten sollte. Posh bürgerte sich rasch als Bezeichnung für den Club ein, der 1923 als Petersborough and Fletton United antrat.

1932 war aber plötzlich Schluss mit der Kickerei, der Verein wurde aufgelöst. Ein Grund war wohl der für die damalige Zeit sensationell hohe Schuldenstand von fast 250 000 Pfund. Erst zwei Jahre später, am 17. Mai 1934, wurde der Verein als Petersborough United Football Club neu gegründet. Das war schwierig, denn der Ligaverband verlangte als Sicherheitsleistung 20 Pfund Kaution, die zunächst niemand aufbringen konnte. Der benachbarte Verein Grantham Town lieh den Kickern die Summe, die im Jahr 1960, als die Poshs aus der Liga ausschieden, zurückgezahlt wurde.

Beim ersten regulären Heimspiel im Spetember 1934 gegen Gainsborough Trinity zeigte sich, dass die Supporter weder den Verein noch seinen Spitznamen vergessen hatten. Die Kicker wurden von den Rängen mit dem Schlachtruf: »Up the Posh« begrüßt. Aufwärts ging es jedoch auch in der Folgezeit selten, die Poshs sind bis heute ein verlässlich schlechter Club. Ihre sportlichen Höhepunkte waren ein zehnter Platz in der First Division 1992/93 - in der nächsten Saison folgte der Abstieg - sowie das Erreichen des Pokalhalbfinales im Jahr 1996. Vielleicht auch zur Finanzierung weiterer Erfolge beantragte der Verein vor vier Jahren, den Namen Posh zu schützen.

Victoria Beckham legte nun über ihre Anwälte dagegen Widerspruch ein. In der Begründung heißt es, sie sei seit 1996 in der ganzen Welt als Posh bekannt und daher stünden ihr auch alle Rechte an der Verwertung des Namens zu. Nicht, wenn's nach der Internationale der Fußballfans geht. Aus 31 Ländern, darunter die Cayman Islands, Taiwan und Urugay, gingen Solidaritätsbekundungen auf der Vereinshomepage www.theposh.com ein. Das Gästebuch schwoll in den letzten Tagen gar auf 170 Seiten an, und in keiner Eintragung kommt Frau Beckham gut weg.

Fußballliebhaber aus aller Welt bieten sich als Beweis dafür an, dass der Verein mindestens so bekannt ist wie das ehemalige Spice Girl. Andere versuchen es mit ein bisschen Mobbing: »In zehn Jahren, wenn sie schon längst weg vom Fenster ist (...), werden wir immer noch da sein und guten Fußball spielen«, schreibt ein verbitterter Fan. Ein anderer befürchtet noch Schlimmeres von der Familie Beckham, falls die Sängerin sich durchsetzen sollte: »Was wird als nächstes kommen? Wird ihr Mann versuchen, Beck's Bier zu verbieten?«