Alles wird schlechter, weil ...

... die »revolutionäre Mai-Demo« demnächst im November stattfinden wird. Denn so muss man den pensionierten Professor Arnulf Baring verstehen, der seine Alters- und Klassengenossen in der FAZ dazu aufrief, einen Aufstand zu machen. Doch gegen wen und warum sollen die »Bürger auf die Barrikaden« gehen? Gegen das »rot-grüne Pojekt«! So heißt es nicht nur in der FAZ, sondern auch in anderen konservativen und liberalen Zeitungen.

Doch was soll dieses »rot-grüne Projekt« sein? Die SPD und die Grünen haben gegen den Widerstand dieser konservativen und liberalen Zeitungen vor zwei Monaten die Wahl gewonnen, doch keineswegs deshalb, weil sie über ein wie auch immer geartetes »Projekt« verfügten. Stattdessen wurstelten sie sich durch und wollen es auch weiterhin tun. Das kann man kritisieren, es rechtfertigt aber keineswegs die revolutionären Töne, die nun laut werden. Rot-Grün will doch gerade den Konservativen nicht weh tun. Warum dann dieser Aufstand der Rechten, die die »außerparlamentarische Opposition« übernehmen wollen?

Baring, der vor zehn Jahren vor der »Verostung Deutschlands« warnte, will jetzt eine »DDR light« verhindern. Das ist absurd, und es kommt auch bei den angesprochenen »Bürgern« nicht mehr an. Das alte kommunistische Feindbild ist Geschichte. Was tut man, wenn es nicht mehr wirkt? Man greift auf ein anderes zurück, auf das von 1968. Denn trotz aller Mythisierungen ist 68 noch nicht völlig Geschichte. Es hat sich seither einiges verändert, einige tatsächliche oder angebliche 68er sitzen sogar in der Regierung. Sie sind gemeint und sie sollen büßen. »Rache für 68!«, das ist die eigentliche Parole der rechten Opas, die zur Bildung einer neuen Apo aufrufen.