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Was bisher geschah: Die Redaktion leidet unter dem Bioterror. Sellerie und Magermilch bestimmen den Alltag. Einige Mitarbeiter machen sich auf die abenteuerliche Suche nach dem Knödelparadies …

Ein Tipp führte uns auf der Suche nach dem Knödelparadies zu Frau Lenka Vironova. Wir treffen sie in einem entlegenen Kaffeehaus in Berlin-Frohnau. Schwere Kronleuchter hängen bedrohlich von den hohen Decken, auf den rustikalen Holztischen türmen sich große Humpen, die dunkles Bier enthalten. Regen peitscht gegen die Fenster.

Frau Vironova mustert uns aufmerksam. »Das Schlüsselwort lautet Orlik«, flüstert sie dann kaum verständlich und mit aschfahlem Gesicht. »Seit meinem zweiten Schlaganfall habe ich meinem Stiefsohn Adam die Geschäfte übergeben. Fragen Sie ihn!« Als die Schiebetür aufgeht und zwei Kellnerinnen in bunten Trachten die große Knödelplatte auf den Tisch stellen, verstummt das Gespräch. Mit ernster Miene trägt Frau Vironova den Schweinebraten auf. Die Dekoration, ein gevierteltes Salatblatt, wirft sie verächtlich auf den Boden. Uns wurde nicht zu viel versprochen.

Die Praxis von Herrn Adam befindet sich in einer heruntergekommenen Sozialsiedlung am östlichen Ende der Stadt. »Behandlung von Arteriosklerose-Opfern. Nur Kassenpatienten«, steht auf dem Schild an der Eingangstür. Adam betrachtet uns misstrauisch. Erst auf das Stichwort »Orlik« beginnen sich seine Augenringe über dem Mundwinkel leicht zu heben. »Ach ja«, sagt er. »Ich wurde informiert, dass Sie kommen.«

Er führt uns in das Behandlungszimmer. Mit einer schwungvollen Bewegung wirft er die Blutdruckmessgeräte vom Tisch und breitet die Karte aus. »14 Grad östliche Breite, 50 Grad Nord«, murmelt er. Plötzlich fährt er hoch und sieht uns drohend in die Augen. »Sie sind doch keine Sudeten?« zischt er. Als wir angstvoll verneinen, wendet er sich ab und zieht einen Braten mit Knödeln aus der Schublade. Schweigend beginnen wir zu essen.

(Fortsetzung folgt)