Alles wird schlechter, weil …

… der Euro weiter steigt und niemand damit gerechnet hat. Seit Jahren begleiten apokalyptische Prophezeiungen die neue Währung. Sie werde in etwa so stabil wie einst die jämmerliche Lira, meinten viele. Die Prognosen waren offensichtlich zu kurz gegriffen. Der Euro klettert rasant nach oben. Und trotzdem sind alle unzufrieden. Der Anstieg sei nur eine üble Falle, heißt es jetzt. Mit Hilfe des schwachen Dollars wolle die US-Regierung ihr riesiges Handelsdefizit auf Kosten der renitenten Europäer senken. Denn während US-Waren unschlagbar billig werden, könnte der alte Kontinent bald nichts mehr exportieren. Fatalerweise stimmt die Prognose jedoch auch umgekehrt. So nutzen die deutschen Einkäufer den Höhenflug, um jetzt günstige Euro-Preise für Waren festzuschreiben, die bislang in Dollar gehandelt wurden. Auf den internationalen Finanzmärkten ist die europäische Währung sehr begehrt. Asiatische Notenbanker, die rund 80 Prozent der globalen Währungsreserven halten, finden den starken Euro zunehmend attraktiv, in Russland ist er zur wichtigsten Devise aufgestiegen. Ein Wirtschaftsraum, von dem deutsche Unternehmer in D-Mark-Zeiten nicht zu träumen wagten, löst sich nach und nach vom Dollar ab. Selbst dort, wo die US-Währung noch unangefochten dominiert, könnte die Stimmung bald kippen. Schon jetzt fragen die Zentralbanken aus dem Mittleren Osten verstärkt Euro nach. Und stellen die Öl produzierenden Länder ihre Geschäfte irgendwann auf die neue Währung um, wäre dies tatsächlich ein Anlass für apokalyptische Prophezeiungen.

anita baron