Die Sportschau bringt’s!

Die neue Sportschau wird ihrem Anspruch gerecht und konzentriert sich auf das Wesentliche: Fußball. von andré elsner

Also alles Kaffesatzrühren hat jetzt ein Ende«, ein schon legendärer Spielkommentar vom nicht ganz so legendären Waldemar Hartmann aus der »guten, alten Sportschau«. Am vergangenen Samstag, Punkt 18.10 Uhr, war sie endlich abgelaufen, die Zeit von »ran am Samstag«, »ran fun« oder »ran irgendetwas«.

Endlich zu Hause. Sportschau is back. Und wie. Zwar hörten wir kein Gutnabendallerseits von Heribert Faßbender, dafür aber »erst einmal ein herzliches Willkommen« von Gerhard Delling. Locker und mit offenem Hemdknopf präsentierte »Mister Nationalmannschaft« Delling ohne seinen Sidekick Günther Netzer die erste ARD-Sportschau nach elf Jahren in der Versenkung. »Wir werden den Zuschauern eine hochmoderne Sportschau mit einem Hauch Nostalgie bieten«, versprach vorher der WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf.

Und dem Anspruch wurden die Bundesliga-Macher der ARD gerecht. Sie konzentrierten sich auf das Wesentliche: mehr Fußball, weniger Werbung, oder um es mit einem Spruch der Dortmunder Fußball-Legende Adi Preißler zu umschreiben: »Entscheidend ist auf dem Platz.«

Somit saßen auch keine Zuschauer im Studio, denen vor der Sendung von der Programmleitung Fanschals umgehängt wurden. Es gab keinen Touchscreen, den ein Jörg Wontorra bei Sat1 so bediente, als müsse er sich mit Atomphysik beschäftigen, zumal der Nutzen dieser technischen Errungenschaft für den Zuschauer knapp über Null lag.

Der Sportschau reichen eine Einblendung der Ergebnisse und zwei weitere für die Tabelle. Darauf kommt es an, und die ARD weiß das.

Dass bei einem Preis von gut 60 Millionen Euro für die Bundesligarechte natürlich auch bei den Öffentlich-Rechtlichen Geld verdient werden muss, und somit eine völlig werbefreie Sportschau heutzutage eine Utopie wäre, liegt auf der Hand. Doch im Gegensatz zum vorherigen Bundesliga-Sender, bei dem einige Spiele durch Reklame verhackstückt wurden und somit manch heiß erwartete Begegnung sich wie ein zähes Kaugummi hinzog, präsentierte die Sportschau zwei kompakte Blöcke.

Während die berühmte »ran-Datenbank«, die sicherlich wertvolle Informationen liefern kann, teilweise bis zum Erbrechen durchgehechelt wurde, mussten die Zuschauer der ARD nicht auf Statistiken verzichten. Entweder wurden sie elegant in den jeweiligen Spielbericht eingebaut oder im Split-Screen-Verfahren präsentiert. Weniger ist auch in diesem Fall mehr.

»Back to the roots« – das haben wir vermisst. Während die Kollegen von Sat1 Themen hochkochten, legte die ARD Wert auf nüchterne Erklärungen und konzentrierte sich auf das Spielgeschehen. Geschichten abseits des rechteckigen Grüns interessierten nur am Rande. Spielerfrauen und sonstige VIPs, die sich auf der Tribüne in der Nase popeln, interessieren normalerweise nur die Leserinnen und Leser von Gala. Sachliche Spielkommentare, die nicht mit dem Gekreische eines Jörg Dahlmann enden, ohne Treffer, die Werner Hansch als »geile Tore« abfeierte, bietet eben nur die alte Sportschau.

Die Rubrik »Historisches« spielte eine gewichtige Rolle. Sparsam eingesetzte Drehmonitore dienten als Hommage an die kultigen Drehwände früherer Zeiten. Und vor dem Topspiel Schalke gegen Dortmund kam die Legende Ernst Huberty zu Wort, untermalt von historischen Szenen aus zurückliegenden Ruhrpott-Derbys. In der Nachbetrachtung der Partie eine weitere Neuerung: das Sportschau-Studio, in dem Waldemar Hartmann beide Trainer zum Spiel befragte. Zu den restlichen Spielen lieferte die ARD nur die O-Töne der Befragten. Den Interviewer bekam man nicht zu sehen.

Aber wer will auch schon solariumgebräunte Sat1-Reporter mit gelbgetönter Sonnenbrille sehen, die im Interview selber wie ein Star wirken oder zumindest so wirken wollen.

Was blieb? 90 Minuten Sportschau. »Mir hat es Spaß gemacht«, sagte Delling zum Studiogast Uli Hoeneß. »Mir auch«, erwiderte dieser und sprach sicherlich den meisten Zuschauern aus dem Herzen. Ach, übrigens: Die Sportschau verzichtete auf ein Gewinnspiel. Und wenn es demnächst eins geben sollte, wird es mit Sicherheit nicht »Superberti« heißen. Da gehe ich jede Wette ein.