LeserInnenworld

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Jungle World 34/03: Draußen drinken nach 22 Uhr

Schwäbische Studenten

Nachdem ihr noch im Juni die armen Massen im Titel »Prekäre Zeiten« ob ihrer zwei bis fünf Jobs bemitleidet habt, steigt nun die Hitze einem eurer Autoren offenbar zu Kopf. Unter dem Schlagwort »Freiheit« müssen wir lesen, wie es um die Attitüde des Herrn Blum der arbeitenden Bevölkerung gegenüber bestellt ist. In seinen Betrachtungen unterläuft ihm ein entscheidender analytischer Fehler, der viel über seine Selbst- und Weltsicht aussagt.

Es ist nämlich nicht das »Lumpenproletariat«, das unbekümmert saufend erwartet, dass das Bier »gleich auf den Tisch« kommt, meist sind es Vorstädter und schwäbische Studenten – das Lumpenproletariat hat dafür kein Geld. Entweder servieren die prekär beschäftigten Lumpen das Bier und lächeln dabei nicht, weil sie sich freuen, dass der Feierabend noch weiter in die Ferne rückt – sie wissen eben, dass Alkoholismus vor allem durch soziale Vereinsamung bedingt ist, und versuchen jene, die dies durch Konsum zu kompensieren suchen, mal menschlich anzulächeln. Oder sie müssen, wenn sich der Herr mit zwei Schnäpsen »für das Tageslicht rüstet«, bereits an der Teigmaschine stehen, damit die zugezogenen Möchtegernyuppies auf dem Weg ins szenige Medienbüro noch Croissants oder Pizza gegen den Kater anschaffen können. (... )

Anbei ein Rezept zur Verlängerung der Nacht und Vermehrung von Blutalkohol und Streetcredibility: Man nehme einen Sixpack pro person, ein Feuerzeug zum Bier aufmachen (lernt man aufm Bau) und eine Wiese in einem Stadtpark. Dort kann man sich auch dezent zur Seite drehen und sich auskotzen, wenn man mal was Überflüssiges loswerden muss.

anne theke

Jungle World 34/03: Out of Politics

Bitter enttäuscht

Herr Perinelli scheint überhaupt nicht recherchiert zu haben, wie ein antirassistisches Grenzcamp aufgebaut ist. Die ihm fehlende Diskussion wurde mit großer Beteiligung über viele Stunden geführt. Wäre er mal dagewesen, als es wichtig war.

Für mich ist zumindest klar geworden, dass ich die Jungle World nicht mehr in die Hand nehmen werde. Zudem läuft ein Antrag in mehreren Hausprojekten, das Abo zu kündigen. Ich finde es mehr als peinlich, wenn eine linke Wochenzeitung vielen ihrer Leser, die bei dem Camp dabei waren, durch eine fast gänzlich fehlende Berichterstattung dermaßen in den Rücken fällt.

jörg scherrmann

Jungle World 33/03: Wo der Schläfer lacht

Zu spät recherchiert

»Wo der Schläfer lacht« ist ein guter Artikel, wurde aber leider zu spät recherchiert. Einige besonders heikle Gästebucheinträge sowie eine andere, eindeutige Seite [www.bunker-tom.de] wurden bereits gelöscht. Ich habe die Infos bislang nicht weitergeleitet, um die Fuckparade nicht zu diffamieren, wo der Hauptakteur immerhin seit der ersten Hateparade fest in der ORGA-Crew involviert war. Erst bei der diesjährigen Parade wurde er nach politischem Druck ausgeklammert. Daher vielen Dank für den Artikel!

mirko/orange