Aufgemerkheft

in die presse

Früher bewarb sich die Kulturramschladen-Kette Zweitausendeins selbst stets damit, dass sie mal wieder zu äußerst günstigen Konditionen irgendwelche Bildbände, Bücher über Nutzhanf oder Creedence-Clearwater-Revival-CDs zu sagenhaft günstigen Konditionen einkaufen konnte und diese Vergünstigungen natürlich direkt an die Kunden weitergeben möchte. Geiz ist geil, in diesem Sinne war Zweitausendeins schon immer Avantgarde. Seit einiger Zeit, seit sich Mathias Bröckers’ »Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.«, verlegt im hauseigenen Zweitausendeins-Verlag, als Bestseller sondergleichen entpuppt, ist Zweitausendeins jedoch stolz wie Oskar über andere Qualitäten seines Hauses: Antiamerikanismus, so billig wie heute war er nie.

Endlich hat man auch mal einen Bestseller produziert, und weil antiamerikanischer Schwachsinn unter dem Etikett »Verschwörungstheorien« derzeit so gut ankommt, hat man den Bröckers nun gleich nachlegen lassen, mit einem »Fakten«-Buch zum 11.9. Denn, so verkündet das aktuelle Zweitausendeins-Merkheft in seiner umwerfenden Rubrik »Guten Tag!«: »Zweitausendeins-Leser/innen wollen die Wahrheit über den 11.9. wissen. Fünf neue Auflagen des Buches sind bereits in Arbeit.«

Es geht beim neuen Bröckers also um die Wahrheit? Das ist stark. Das ist neu. Dass es darum ginge, behauptet ja nicht mal der Bröckers selbst. Um Fragen ginge es ihm, meint er andauernd, nur um Fragen, die er, Bröckers, sich endlich zu stellen traue.

Wie für das Merkheft die »Wahrheit« aussieht, belegt dann auch noch die Werbung für das Buch »Pearl Harbor« des Journalisten Robert Stinnett. Man erfährt hierzu etwa: »Wahr ist, dass die US-Regierung zwar ihre besten Schiffe in Sicherheit brachte, aber ohne Vorwarnung 2 476 US-Bürger opferte.«

Liebe Zweitausendeins-Kette, ist es eigentlich auch wahr, dass Bürger der USA regelmäßig ihre eigenen Kinder verspeisen, Adolf Hitler ein Amerikaner war und George W. Bush ein direkter Abkömmling von Aliens des Planeten Satanas ist? Man darf ja wohl fragen, oder?

andreas hartmann