Platonische Affäre

ich-ag der woche

Brigitte Baumeister erbringt einen weiteren Beweis dafür, dass es keine Freundschaften zwischen Männern und Frauen gibt. Auch in der CDU-Spendenaffäre ging es letztendlich nur um Sex. Oder besser gesagt, um den nicht vorhandenen. Wolfgang Schäuble wollte nur das eine: die vier Jahre jüngere Parteikollegin »auf eine schmerzliche, zerrissene Art auch als Frau besitzen«.

Baumeister, von Hause aus Mathematikerin, war nicht nur bis zur Parteispendenaffäre Schatzmeisterin der CDU, sie war die Vertraute des damaligen Fraktionsvorsitzenden. Sie füllte für ihn den Teller am Büffet (»Du weißt schon, was mir schmeckt«), sie packte sein Pfeifentäschchen, sie schob ihn durch die Gegend. Vor ihr zeigte er seine körperlichen Schwächen, legte seine Scham ab. Aber weil er »im besten Mannesalter« plötzlich auf den Rollstuhl angewiesen war, nahm er nur ab und zu im Dienstwagen ihre Hand. Und als sie ihm politisch untreu wurde, vernichtete er sie persönlich.

Das alles haben bisher nur Redakteure der Bild-Zeitung schwarz auf weiß lesen können, aber am Donnerstag werden es alle erfahren, die es interessiert. Dann stellt die gestrauchelte Politikerin, die seit dem Ende ihrer Parteikarriere nur noch durch Trunkenheit am Steuer Schlagzeilen machte, in Berlin ihr Buch vor mit dem Titel: »Welchen Preis hat die Macht? Eine Frau zwischen Kohl und Schäuble«. Mit neuen Fakten darüber, wer wann wie viele Umschläge von Karlheinz Schreiber oder wem auch immer entgegennahm, ist jedoch nicht zu rechnen. Lediglich mit ihrer Sicht der Dinge. Auf 240 Seiten.

regina stötzel