Die Vansee-Konferenz

in die presse

Das Wort hatte der CDU-Abgeordnete Reinhard Grindel. Vor vollen Besucherrängen und einem leeren Plenarsaal verkündete er, Antisemitismus gebe es »nicht nur bei Neonazis und Ewiggestrigen«, sondern »auch im äußeren linken Spektrum« sowie bei »muslimischen Zuwanderern«. Seinen Ex-Parteifreund Martin Hohmann, der den Anlass für die Bundestagsaussprache geliefert hatte, erwähnte er mit keinem Wort.

Jüngst widmete sich auch der Ex-Sponti Thomas Schmid auf der Titelseite der Frankfurter Allgemeinen dem Antisemitismus unter Migranten. Zu Recht kritisierte er die fatale Tendenz, diesen Antisemitismus wegen antirassistischer Bedenken zu dulden oder zu verschweigen. Aber die Zeitung für Deutschland kann noch mehr: »Der Kontinent, von dem das Licht der Aufklärung ausgegangen war, hatte zugleich die barbarischste Finsternis geschaffen. Er hat den Völkermord an den Juden Europas begangen.« Genau, die berühmte Konferenz fand ja bekanntlich am Vansee statt, und der liegt in der Osttürkei.

»Es ist die Migration gewesen, welche diese neue Judenfeindschaft zum polizeilichen Problem in Europa hat werden lassen.« Das Existenzrecht Israels werde »nicht nur von außen, also von Migranten, sondern auch von innen gefährdet, nicht zuletzt von links. Die Globalisierungskritiker von Attac haben sich antiisraelische Ausfälle geleistet, und auch weiter in der linken Mitte sieht es nicht unbedingt besser aus.« Und sonst? Klar, das »Neu-Nazi-Milieu«.

Sonst fällt dem FAZ-Redakteur zum Antisemitismus und zur Bedrohung Israels nichts ein. Dass jene, also seine Zeitung, Martin Walsers Tiraden aus der Paulskirche unterstützt hat – egal. Dass EU-Gelder an palästinensische Terroristen fließen – auch egal.

Hierzulande pflegt man entweder den Dialog mit Islamisten oder man spricht über den Antisemitismus unter Kanaken, um die Deutschen zu entlasten und nebenbei die Migranten als nicht dazugehörig zu bezeichnen.

melis vardar