Nachrichten

The worst of

Schlimme Popsongs. Die besten Songs und Platten der Popgeschichte wurden ja schon oft genug zusammengetragen. Zeit, dass die Liste mal von hinten aufgerollt wird. Dachte sich das amerikanische Magazin Blender und kürte die 50 »schlechtesten Songs aller Zeiten«. Die Kriterien für die Auswahl waren Melodie oder eben fehlende Melodie, »elende Performance« oder schlicht der Sachverhalt, es mit einem inhaltlich völlig sinnlosen Song zu tun zu haben.

Schlechester Song aller Zeiten ist nun dem Blender zufolge »We Built This City« von Starship aus dem Jahre 1985. Die Wahl ist vor allem deshalb nachvollziehbar, weil hier eine Band, die aus den seligen Jefferson Airplane hervorging, einen wirklich grottigen Song geschrieben hatte. Grace Slick sang Ende der Sechziger als Vorsteherin der Jefferson Airplane noch unsterbliche Psychedelic-Hymnen wie »White Rabbit« und nahm LSD schon zum Frühstück. So einer Frau hätte man nun wirklich nicht zugetraut, dass sie beinahe zwanzig Jahre später eine so belanglose MOR-Nummer wie »We Built This City« verbrechen würde.

Auf die Plätze verwies sie damit »Achy Breaky Heart« von Billy Ray Cyrus und »Everybody Have Fun Tonight« von Wang Chung. Dass darauf »Rollin’« von Limp Bizkit folgt, verwundert ein wenig, da die meisten der schlechtesten Songs aller Zeiten schon ein wenig abgehangen sind, während »Rollin’« noch eher jüngeren Datums ist. Bemerkenswert also, in welch rasanter Geschwindigkeit Limp Bizkit zu einer klassischen Band des Üblen werden konnten.

Weiter geht es mit »Ice Ice Baby« von Vanilla Ice und »The Heart Of Rock’n’Roll« von Huey Lewis And The News, der auch schon einer der liebsten Songs von Patrick Bateman war, dem »American Psycho« von Bret Easton Ellis, dessen Musikgeschmack erwiesenermaßen ziemlich zu wünschen übrig ließ. Gemein ist der siebte Platz für Bobby McFerrins »Don’t Worry Be Happy«. Schließlich ist die Nummer recht originell, hören möchte man sie freilich heute unter keinen Umständen ein weiteres Mal. Es folgt »Party All The Time«, Eddie Murphys Gesangsversuch, den der Verfasser dieser Zeilen allerdings zu einer Zeit mal gut fand, als er noch dazu neigte, gelegentlich Tennissocken über den Saum seiner Jeans zu ziehen.

Madonna hat es mit »American Life« auch noch in die Top Ten geschafft, und »Ebony And Ivory«, die wirklich unerträgliche Schnulze von Paul McCartney und Stevie Wonder, kommt auf den zehnten Platz. Alles in allem eine okaye Liste.

Bloß kein Zurück mehr

Take That. Robbie Williams hat Gerüchte dementiert, dass es zu einer Wiedervereinigung von Take That, der erfolgreichsten Boyband aller Zeiten, kommen könnte. Die Rede war davon, dass Take That ein gemeinsames Projekt zur Weihnachtszeit vorbereiten wollten. »Ich fürchte, da würde eher die Hölle einfrieren«, gab Williams nun jedoch gegenüber der Sun bezüglich dieses Gerüchts an. Ein Comeback von Take That wäre allerdings auch wirklich allzu absurd. Schließlich ist der Erfolg Williams’ mindestens so groß wie der Misserfolg seiner ehemaligen Kollegen. Für letztere interessieren sich nicht mal mehr die »Was macht eigentlich...«-Spalten diverser Magazine, während Robbie Williams einer der größten Popstars unter der Sonne ist. Zu befürchten ist auch, dass die Ex-Take-Thatler inzwischen dick sind, Familie haben oder gar beides. Außerdem könnte das Ganze natürlich auch nicht mehr unter dem Motto »Boyband« laufen. Gary Barlow, der angeblich am stärksten an einer Wiedervereinigung interessiert ist, hat inzwischen das schier biblische Alter von 33 Jahren erreicht.

Geil billig

Bücher. Der Erfolg, den die Süddeutsche Zeitung mit ihrer »SZ-Bibliothek« hat, ist gigantisch. Die fünf bislang erschienenen Bücher, die als Hardcover-Ausgaben für 4,90 Euro am Kiosk erhältlich sind, haben sich über Erwarten gut verkauft und die gesamte SZ-Edition mit so genannten Klassikern der Weltliteratur wurde bereits 50 000 Mal vorbestellt. Der Süddeutsche Verlag rechnet insgesamt mit einer Auflage von 5,5 Millionen SZ-Bibliothek-Büchern.

So begeistert man bei der Süddeutschen Zeitung über den reißenden Absatz ihrer »Geiz ist geil«-Bibliothek ist, so wenig erfreut ist darüber der reguläre Buchhandel. Wer populäre Bücher für einen Ramschpreis als Hardcover am Kiosk um die Ecke erwerben kann, geht schließlich kaum noch in den Buchladen, um die teurere Taschenbuchausgabe des Titels zu erstehen.

German Contest

Deutschstunde. Angesichts des drohenden Rückfalls in babylonische Sprachverwirrung hat das Goethe-Institut zum Marsch auf das »schönste deutsche Wort« geblasen. Dieses zu küren, hat man sich zur Aufgabe gemacht. Auch die Ressorts der Jungle World wollen sich mit ihren All-Time-Faves der deutschen Sprache der kompetenten Jury aus Herbert Grönemeyer, Christian Kracht, Sigrid Löffler und weiteren Schwergewichten deutscher Sprachartistik stellen. Das International-Ressort schöpft aus seinem Krisenberichterstattungsarsenal und schickt mit »Weltfriedensmacht« sein gefährlichstes Substantiv in die Schlacht. Das Feuilleton widersteht erfolgreich poststrukturalistischer Infiltrierung und bleibt mit »Kauflandschaft« stramm auf Linie der Kulturindustriethese. Schließlich werden die Sensibelchen von Euro und Inland mit »Gefühlskorridor« und »gebauchpinselt« ein weiteres Mal versuchen, ihrem neurotischen Aufmerksamkeitstrieb Befriedigung zu verschaffen. Konkurrenz könnten sie dabei von Teilnehmern bekommen, deren Über-Ich andere Sprachen bevorzugt. Denn auch »Deutsch lernende Ausländer« sind aufgerufen, »ihr liebstes, schönstes, kostbarstes deutsches Wort« einzuschicken, heißt es seitens des offiziellen Wortsuchgremiums. Wer weiß, vielleicht spendiert die Zuwanderungskommission, falls einem der Ausländer auch wirklich ein hübsches deutsches Wörtchen einfällt, zur Feier des Tages eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung.