Nostradamus der PDS

in die presse

Die PDS nennt nicht nur eine Kommunistische Plattform und ein Marxistisches Forum ihr eigen, auch eine leider viel zu wenig bekannte Ökologische Plattform bereichert die Partei. Im Juni feiert sie ihr zehnjähriges Jubiläum, und von Anfang an gehörte ihr Marko Ferst an, der sich gerne »ökologischer Zukunftsforscher« nennt. Zusammen mit den rechten Ökologen Franz Alt und Rudolf Bahro brachte er ein Buch unter dem Titel »Wege zur ökologischen Zeitenwende« heraus, außerdem schreibt er »politische, ökologische und spirituelle Gedichte«.

In der aktuellen Ausgabe der tarantel, der Vierteljahresschrift der Ökologischen Plattform der PDS, widmet Ferst sich einmal mehr der »globalen Situation«. Die Gedanken, die er da niederschreibt, gemahnen in ihrer düsteren Kraft und in ihrer spirituellen Magie an niemand anderen als an Nostradamus. Wer weiß, vielleicht setzt sich Ferst ja auch wie weiland Nostradamus in Dampfbäder mit ätherischen Ölen, um sich spirituell verzücken zu lassen. Der Verdacht liegt nahe, wenn er etwa davor warnt, dass »globale soziale Verwerfungen im Zuge des Götzendienstes für den totalen Markt gefährlichen zusätzlichen Brandstoff anhäufen« könnten. Ferst prophezeit einen »Systemwechel« mit »totalitär-tyrannischen Strukturen«, gar einen »Absturz in ein dunkles Jahrtausend«.

Doch wie könnten in diesem »Abrutschungsprozess die schlimmsten gesellschaftlichen Entgleisungen vermieden werden«? Es komme auf die »kulturelle und geistig-seelische Beschaffenheit der Gesellschaften an«, meint Ferst. »Die heutigen Modi von Wohlstandsansprüchen und plutokratischen Wirtschaftswundertaten sind eine ›braune Revolution‹ gegen die zukünftigen Generationen und ihre elementaren sozialen Lebensinteressen.«

Ferst erklärt auch, wer Schuld hat an den kommenden »Jahrhunderten des Untergangs«: »Wir alle sind schuldig. Ich sehe mich als Mittäter.« Und das lässt immerhin hoffen. Denn schuldige Mittäter werden verhaftet, aus dem Verkehr gezogen und mit Dinkelbrötchen, Reiswaffeln und Tofuwurst nicht unter zwei Jahren bestraft.

stefan wirner