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Lassen Sie sich nicht täuschen vom ersten Eindruck. Das ist grundsätzlich gemeint. Ein Ratschlag fürs Leben sozusagen. Auf den ersten Blick meint man, es handle sich um eine schlichte Liebesgeschichte, die man da gerade im Kino sieht. Doch eigentlich, praktisch nebenbei, haben Sie es mit einer ausgefuchsten Gesellschaftskritik zu tun. Subplot nennen das Cineasten.

Bei der Jungle World ist das so ähnlich. Sie glauben, unser Thema der Woche sei immer das, wo »Thema der Woche« draufsteht. Sie können jedoch nicht ahnen, dass es noch ein geheimes, ein verstecktes, ein zweites, das eigentliche Thema der Woche gibt. Diesmal zum Beispiel beschäftigen wir uns ganz nebenbei, und ohne dass Sie es so richtig bemerken, mit Religion und Geistigkeit. Nigerianische Wunderheiler, schwer homophobe Katholiken in Krakow, ein bizarrer Totenkult um Jim Morrison, der christliche Mittelstand in Ungarn, George W. Bushs nationaler Gebetstag und das kirchliche Outsourcing von Totenmessen und Fürbitten sind nur einige der Hinweise, die wir im Blatt versteckt haben, um Sie zu manipulieren und quasi zu zwingen, sich einmal mit Ihrer eigenen Spiritualität und Ihrer christlichen oder buddhistischen Sozialisierung auseinanderzusetzen.

Denn über Religion wird ja viel zu viel geschimpft. Hat nicht Karl Marx schon gesagt, Religion sei wie ein fetter Joint fürs Volk oder so? Recht hat er. Und außerdem beruhigt eine gute Religion und ein fester Glauben ungemein. So ähnlich wie ein dickes Bankkonto. Und was meinen Sie, wie oft geschulte Atheisten wie wir den lieben Gott beschwören, gerade in der letzten Produktionsphase. Nicht zuletzt sympathisieren wir massiv mit dem Fußballgott, jedenfalls seitdem er am letzten Samstag den richtigen Leuten die Lederhosen ausgezogen hat. Auch Literaturpäpste und der Godfather of Soul sind hier wohl gelitten. Denken Sie darüber nach, wenn Sie zum nächsten Mal den Zeugen Jehovas die Tür vor der Nase zuschlagen oder sich sonntags früh um neun über das Gebimmel der benachbarten Kirche ärgern.

Der Subplot der nächsten Woche ist dann übrigens die Nanotechnologie, nur damit Sie nicht denken, wir drehen jetzt völlig ab.