Deutsches Haus

Am 24. Juni entdeckte ein Mitglied der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) Schmierereien auf dem jüdischen Friedhof im Stadtteil Derendorf. Wie die Polizei mitteilte, wurden 41 Grabsteine mit Hakenkreuzen und SS-Runen in silberner Farbe besprüht. Hinweise auf die Täter liegen nicht vor. Der Friedhof ist von einer Mauer umgeben und nur durch ein abschließbares Tor zu betreten. Der Antisemitismus an Berliner Schulen nimmt zu. Das ist das Fazit eines Artikels in der Berliner Morgenpost vom 20. Juni. In »erschreckendem Maße« sei die Zahl der antisemitischen Vorfälle gestiegen. Nach dem dritten Quartal des zu Ende gehenden Schuljahres seien bereits so viele judenfeindliche Äußerungen gezählt worden wie im gesamten vorhergehenden Schuljahr. Urheber seien sowohl Kinder deutscher als auch migrantischer Herkunft. Der Senatsschulverwaltung wurden bis April 2004 lediglich 28 Fälle gemeldet, doch die ständigen Anfragen von Lehrern zu dem Thema sprächen dafür, dass die tatsächliche Zahl um ein Vielfaches höher sei. So äußerte sich Michael Rump-Räuber, der Leiter des Standpunkt-Projekts des Lehrerfortbildungsinstituts Lisum in Prenzlauer Berg. Aycan Demirel vom Kreuzberger Verein »Bizim – Unser Haus« sagte zu dem Thema, dass muslimischer Antisemitismus meist auf Akzeptanz in der deutschen Alltagskultur stoße. Viele Lehrer oder Sozialarbeiter würden auf »judenfeindliche Israelkritik« gar nicht reagieren. In der Nacht zum 19. Juni zerbrachen unbekannte Täter einen Gedenkstein zur Erinnerung an die Synagoge in Wildeshausen (Niedersachsen). Die zwei Meter hohe säulenartige Granitstele mit Gedenkschriften zu dem im Jahr 1938 zerstörten jüdischen Gotteshaus, die mit einer Stahlstange im Boden verankert war, wurde umgestoßen. Weil in der Umgebung auch Blumenkübel und eine Fensterscheibe zu Bruch gingen, geht die Polizei nicht von einem politischen Hintergrund der Tat aus. Am 17. Juni beleidigte ein Rechtsextremist auf dem Gelände des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar (Thüringen) eine ausländische Besuchergruppe mit diskriminierenden Äußerungen. Der 33jährige Sachse besuchte mit fünf weiteren Personen aus dem Raum Zwickau die Gedenkstätte. Die Polizei nahm den Mann vorläufig fest und sprach Platzverweise aus. Anlässlich der Vorstellung einer Studie über Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in drei Berliner Stadtbezirken hat der Senatsbeauftragte für Integration und Migration, Günter Piening, davor gewarnt, die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in der Hauptstadt zu vernachlässigen. Die Angriffe auf Angehörige von Minderheiten oder auf Menschen ausländischer Herkunft in der jüngsten Zeit zeigten, dass das finanzielle Engagement des Senats weiterhin gefragt sei.

gs