Deutsches Haus

Am 4. September griffen in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) zwei mutmaßliche Neonazis einen 37jährigen Russlanddeutschen an. Die beiden Angreifer schlugen den Mann vor den Augen seines zehnjährigen Sohnes zu Boden und traten dann weiter auf ihn ein. Der Angegriffene musste ambulant behandelt werden. Am 3. September wurde im Potsdamer Hauptbahnhof (Brandenburg) eine Frau mit ihrem dunkelhäutigen Kind in rassistischer Weise beschimpft. Die 27jährige Frau hielt sich nach einem Bericht der Märkischen Allgemeinen in den Bahnhofspassagen auf und fütterte ihr Kind, als ein 57jähriger Mann auf sie zukam und begann, sie zu beleidigen. Während der lautstarken Auseinandersetzung kam der Frau ein Passant zu Hilfe, der versuchte, den Mann festzuhalten, was ihm aber nicht gelang. Der Mann konnte dennoch kurze Zeit später von BeamtInnen des Bundesgrenzschutzes festgenommen werden. Er ist der Polizei bereits aus früheren Ermittlungen wegen Volksverhetzung bekannt. In Hamburg leiden immer mehr Kinder wegen der ständig drohenden Abschiebung unter schweren psychischen Erkrankungen, berichtete die taz ebenfalls am 3. September. Bei einer Podiumsveranstaltung der Hilfsstelle Fluchtpunkt wies deren Mitarbeiterin Anne Harms darauf hin, dass die in Hamburg übliche Praxis jahrelanger so genannter Kettenduldungen dafür mitverantwortlich sei. Die in Deutschland nur geduldeten Kinder hätten mit Angstattacken, Schlaflosigkeit und Lernproblemen zu kämpfen. Teilweise verstümmelten sich die Kinder oder hätten Suizidgedanken. Die Hamburger Ausländerbehörde erteilt in manchen Fällen bis zu 20 Jahre lang Kettenduldungen, berichtete die taz. »Das Leben mit dem unsicheren Status ist eine zusätzliche Belastung für die Jungen und Mädchen«, die oftmals schwer traumatisiert seien, sagte Hubertus Adam, Psychiater in einer Hamburger Kinderflüchtlingsambulanz. Ein tschetschenischer Junge sei beispielsweise durch ein Silvesterfeuerwerk retraumatisiert worden. Als es ihm nach drei Wochen wieder etwas besser ging, wurde er abgeschoben. Die Hamburger Ausländerbehörde koordiniert erstmals eine europäische Abschiebeaktion nach Afrika. Ende September soll vom Flughafen Fuhlsbüttel ein gechartertes Flugzeug starten, um 45 AfrikanerInnen abzuschieben. Die Betroffenen werden aus ganz Europa nach Hamburg gebracht, um Flugkosten zu sparen. »Die Abschiebungen renitenter Ausreisepflichtiger waren sonst oft viel teurer, weil sie aus Sicherheitsgründen nicht in Linienflügen untergebracht werden können«, sagte der Sprecher der Ausländerbehörde, Norbert Smekal, dem Hamburger Abendblatt. Den Flug sollen mindestens 100 BeamtInnen des Bundesgrenzschutzes sowie ein Arzt begleiten. Der genaue Termin und die Flugziele sollen geheim bleiben, um Protesten von AbschiebegegnerInnen vorzubeugen. Erst am 25. Mai waren von Fuhlsbüttel mehrere AfrikanerInnen in die Militärdiktatur Togo abgeschoben worden.

jb