Nachrichten

Lady’s Night

Gender Mainstreaming. »Alle Ladys, welche bis 22.30 Uhr das MAD Schweinfurt betreten, erhalten 10 Freigetränke.« Es ist so üblich, dass Diskotheken Mädchen mit freiem Eintritt und Freigetränken anlocken – und die Jungs mit gut abgefüllten Mädels. Jetzt hat auch der VfL Wolfsburg, ein unscheinbarer Fußballverein aus der niedersächsischen Provinz, ein Lady-Special. Beim UI-Cup-Spiel gegen RC Lens am Mittwoch haben »Frauen und Mädchen« freien Eintritt. Sie brauchen auch nicht den Vorverkauf zu bemühen. Es reicht ihr Erscheinen beim Türsteher und vermutlich die Augenscheinlichkeit ihrer Weiblichkeit. Dann gibt’s sogar freie Platzwahl. Der einzige Haken: Das Angebot gilt nur, »sofern der Platz nicht anderweitig (also an einen Kerl) verkauft wurde«. Tja, Ladies, immer schön hinten anstellen! (ib)

Bloß kein Kaiser

Rund. Wer sich ernsthaft dafür interessiert, welcher Fußballspieler für welches Geld von dem einen Verein zum anderen wechselt und was Uli Hoeneß dazu sagt, der ist mit dem Kicker aus dem Nürnberger Olympia-Verlag bestens beraten. Fußball als Fankultur, als Sport, der ohne seine Anhänger eigentlich nichts ist und das gefälligst niemals vergessen sollte, darum kümmert sich dagegen das inzwischen absolut professionell gemachte Fanzine 11 Freunde. Mit Rund gibt es nun auch noch ein monatlich im Olympia-Verlag erscheinendes Magazin, das sich dem Fußball eher von der journalistischen Seite her annähert. Man versteht sich nicht als Sprachrohr für irgendwelche Fußballmanager und Kicker, die hauptsächlich uninteressantes Zeug von sich geben, sondern versucht, den Fußball in all seinen Facetten zu spiegeln.

So geht es in der eben erschienenen ersten Ausgabe von Rund in der Titelgeschichte auch gleich um die Machenschaften von Spielervermittlern, die sich in teilweise mafiösen Strukturen bewegen. Rund geht es also nicht nur um den Sport, sondern auch um seine marktwirtschaftlichen Bedingungen, aber auch einfach nur darum, schöne und originelle Stücke aufzuschreiben, für die in anderen Magazinen der Platz fehlt. So gibt es auch kein Porträt von Kaiser Franz in der ersten Ausgabe, sondern eines vom Bruder des Kaisers, und der hat auch nicht unbedingt weniger zu sagen.

Strategisch hat sich Rund zum absolut richtigen Zeitpunkt auf den Zeitschriftenmarkt gewagt. Das hauptsächlich von ehemaligen Redakteuren der inzwischen eingestellten Stadionzeitung von St. Pauli, Viertel nach 5, produzierte Magazin trifft ein Jahr vor der WM jetzt schon auf eine hysterische Vor-Weltmeisterschafts-Stimmung in Deutschland. Da dürften sich schon jetzt genug Interessierte für ein Blatt wie Rund finden. (aha)

Flotter Potter

Harry Potter. Er hat es schon wieder geschafft: Der sechste und neueste Band der Zauberlehrlings-Saga »Harry Potter and the Half-Blood Prince« ist innerhalb einer Woche von null auf eins in der Bestsellerliste des Spiegel gelandet. Das allein wäre ja noch nicht erstaunlich, würde es sich nicht um die englische Originalausgabe des Buches handeln. Normalerweise haben fremdsprachige Bücher in Deutschland kaum eine Chance, zum Bestseller zu werden. Doch bei Harry Potter ist eben alles anders, der kleine Besserwisser mit der John-Lennon-Brille und den faden Zaubertricks bleibt sagenhaft erfolgreich. Und während die einen sich noch mit Wörterbüchern herumplagen, wird auf der Internetseite www.harry-auf-deutsch.de schon fleißig übersetzt: Innerhalb von 48 Stunden hat ein Autorenkollektiv den über 600 Seiten starken Wälzer ins Deutsche übertragen. Der Carlsen-Verlag, der die Rechte an der deutschen Ausgabe hält, beobachtet das Projekt natürlich mit Argwohn; die offizielle deutsche Übersetzung erscheint nämlich erst im Oktober. (aha)

Dit is Berlin

Michael Jackson. Was ist nun eigentlich mit Michael Jackson los? Vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs wurde er freigesprochen, das hätte er kurz feiern können. Doch was macht er? Er versetzt halb Berlin in Ekstase und lässt die Presse durchdrehen.

Für die Berliner Morgenpost ist der Fall bereits klar, Jackson möchte seine Neverland-Ranch gegen eine Butze an der Spree tauschen. Das Blatt behauptete, Jacksons Berater Shawn Andrews habe gesagt: »Michael ist ein Fan von Deutschland und hat sich in die Stadt verliebt. Auch Potsdam gefällt der Familie Jackson sehr gut.« Angeblich, so heißt es weiter, sei Jackson so gerührt von der Anteilnahme seiner deutschen Fans während des Prozesses gegen ihn gewesen, dass er Deutschland und Berlin derart in sein Herz geschlossen hat. Statt einfach nur Danke zu sagen, will Michael Jackson demnach gleich hierher ziehen.

Jacksons Vater Joseph soll für seinen Sohn bereits die Villa Kampffmeyer in Potsdam besichtigt haben, obwohl diese noch bewohnt wird. Was tatsächlich stattgefunden hat, ist eine Party, die Joseph Jackson zu Ehren von Michael im Berliner Estrel-Hotel veranstaltet hatte. Aber: Michael kam gar nicht zur Party, die nebenbei auch noch die Geburtstagsfeier seines Vaters war. Von Gästen wie Elizabeth Taylor und Diana Ross war zwar die Rede, stattdessen aber, so berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, stapften Axel Schulz und der Schlagersänger Bernhard Brink über den roten Teppich in Berlin-Neukölln.

Das ist bitter. Die Berliner hatten schon den Geruch von Glamour und der großen weiten Welt in den Nasen, und dann verbreiteten doch wieder nur die üblichen abgehalfterten Ex-Boxer und provinziellen Schlagersänger ihre Duftmarken. Ach, was wäre das schön gewesen: Michael Jackson, der dann nicht mehr der »ehemalige King of Pop«, sondern wieder der »King of Pop« gewesen wäre, zeigt George W. Bush und Amerika die lange Nase und quartiert sich in Berlin ein. Endlich wäre Berlin eine echte Weltstadt samt echten Weltstars. Hat sich nicht Steven Spielberg auch vor kurzem eine Bude in Neukölln angeschaut? (aha)