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Lang lebe der Hase!

Bayreuther Festspiele. Da hat die Zeit einen echten Coup gelandet, als sie Patti Smith dazu bewegen konnte, ausgerechnet über die diesjährigen Bayreuther Festspiele zu berichten. Dass die Rocksängerin ein Faible für Poesie, Lyrik und Arthur Rimbaud hat, ist ja allgemein bekannt, doch was sie mit dem Alten aus Bayreuth am Hut haben soll, das war nun wirklich eine spannende Frage.

Eine echte Wagnerianerin sei sie auch nicht, gibt sie eingangs ihres Textes zu. Als es dann losging mit der Tannhäuser-Ouvertüre, sei sie erstmal eingeschlafen, wobei der gesunde Opernschlaf ja sicherlich zum Programm in Bayreuth einfach dazugehört.

Eine hübsche Wagner-Analyse gelingt ihr dann, indem sie die Walküre mit Hilfe von Chuck Jones und dessen Bugs-Bunny-Zeichentrickfilm mit »What’s Opera, Doc?« erklärt. Überhaupt schafft sie es in ihrem Text, Wagner vom Sockel zu heben und dennoch aus einer – wenngleich distanzierten – Fanperspektive über den deutschesten aller deutschen Komponisten zu berichten. Ihr Text endet dann aber nicht mit einem Hoch auf Wagner, sondern mit den Worten: »Lang lebe der Hase!« (aha)

Bush ist doof

Rolling Stones. Die Rockopas werden eine neue Platte herausbringen. Diese Information allein sorgt noch nicht dafür, dass man vor schierer Erwartungsfreude das Zittern anfängt. Vielleicht wissen die Stones ja selbst, dass kaum noch jemand musikalisch irgendetwas von ihnen erwartet, deshalb versuchen sie vorsichtshalber auf andere Weise, schon vorab etwas Aufregung anlässlich ihrer neuen Platte zu erzeugen. Einen Bush-kritischen Song wird es auf diesem Album geben, gaben sie bekannt. Uh, da wird sich George W. Bush aber warm anziehen müssen! »Sweet Neo Con« soll dieser heißen, und »hypocrite« soll sich auf diesem auf »shit« reimen. Eine echt harte Nummer also. Tritt Michael Moore dann auch als Vorband der Stones auf? (aha)

Rauchen ist schlecht

Studie. Früher konnten sich Filmhelden nach der Arbeit (Gangster jagen, Menschen aus brennenden Wolkenkratzern retten) gemütlich eine Zigarette anstecken, und als Zuschauer dachte man sich: »Die hat er sich jetzt aber auch wirklich verdient.« Inzwischen haben diese übereifrigen Antiraucherkampagnen den rauchenden Helden von der Leinwand geholt, und auch auf die Zigarette danach wartet man vergeblich. Könnte man zumindest annehmen.

Das Fachjournal der amerikanischen Lungenärzte-Vereinigung (als Raucher hat man das Gefühl, dass man sich ein Fachjournal der amerikanischen Lungenärzte-Vereinigung lieber nicht durchblättern sollte) hat nun jedoch eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass man die Filmhelden tatsächlich kaum noch beim Rauchen sieht, aber dass in Hollywood-Filmen trotzdem noch kräftig gequalmt wird. Aus der Analyse von 447 Filmen der Neunziger, darunter Hollywood-Hits wie »Independence Day« oder »Armageddon«, geht hervor, dass nun eben nicht mehr der Held, sondern der Bösewicht zur Kippe greift.

Wenn dieses Ergebnis stimmt, dann sind die Raucherkampagnen ja sogar noch erfolgreicher, als man bislang dachte. Denn noch besser, als die Zigarette komplett von der Leinwand zu verdammen, könnte es ja sein, Rauchen als die Leidenschaft wirklich verkommener Subjekte darzustellen. Vielleicht funktioniert die Strategie jedoch weniger gut, als sich das die Gesundheitswächter so ausmalen. Denn auch das Hollywood-Kino kennt längst mehr Charaktere als den good guy und den bad guy. Der Gute ist ja oftmals der Langweilige und der Böse echt cool. Wer möchte da im wirklichen Leben nicht lieber auch den Lastern des Schurken verfallen, als sich mit einem Typen wie Tom Hanks zu identifizieren? (aha)

Happy Birthday!

Geburtstage. Wir geben es unumwunden zu, auch bei uns in der Jungle World hat sich ein riesiges Sommerloch aufgetan, das einen gelegentlich zu verschlingen droht wie das Nichts in Michael Endes »Unendlicher Geschichte«. Wie machen das denn nun die anderen? Wie retten die sich über die Runden? Wir haben es herausgefunden. Sie feiern Geburtstage und Jubiläen und Todestage und noch mehr Geburtstage. Und wem da nicht alles gratuliert wurde in der letzten Woche. Thomas Mann, weil er einer der besten Deutschen ist, die wir je hatten. Also auch noch mal von uns: Zum 50. Todestag, lieber Thomas Mann, nachträglich alles Gute.

Desweiteren wurde dem Jazzpianisten Oscar Peterson zum 80. Geburtstag gratuliert. Auch Wim Wenders konnte einen runde Geburtstag feiern. Vor 60 Jahren wurde er geboren, um später eine Laufbahn als deutscher Filmemacher einzuschlagen und um sich einen Ruf als »Kultregisseur« zu erobern, der kaum nachzuvollziehen ist. Auf den nächsten Film von Wenders, »Don’t come knocking«, der bald bei uns anlaufen soll, warten wir auch nicht wirklich.

Ebenfalls 60 Jahre alt wurde Steve Martin, der wiederum ein kaum zu überschätzender Filmemacher und Komiker ist und dem wir gerne persönlich die Blumen vorbeigebracht hätten, wüssten wir seine Adresse.

Schließlich wollen wir auch noch ganz herzlich Heintje nachträglich dafür gratulieren, dass er es tatsächlich fertig gebracht hat, älter zu werden: 50 Jahre alt ist er letzte Woche geworden. Man hat ja immer noch das Bild von Heintje als dem ewigen Liebling von Omma mit den Pausbäckchen im Kopf, der diese schlimmen Lieder trällerte und in abartig blöden Filmen mitspielte. Eigentlich dachte man, Heintje sei die deutsche Inkarnation von Peter Pan, der niemals älter als zwolf Jahre alt wird. Und nun ist der auch schon 50 und hat einen Bauch. Wir hoffen, dass Heintje seinen Geburtstag ohne tieferen seelischen Schaden überstanden hat. (aha)