Deutsches Haus

Seit dem 29. September spricht das Bundeskriminalamt (BKA) von 41 Todesopfern rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung. Wie eine Sprecherin der Behörde dem Tagesspiegel mitteilte, wurden fünf Fälle hinzugezählt. Hierbei handelt es sich um den im März 2005 in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) niedergestochenen Punk Thomas Schulz, den im Juli 2002 in Potzlow (Brandenburg) verübten Mord an dem Schüler Marinus Schöberl, den zu Tode gequälten Obdachlosen Dieter Manzke aus Dahlewitz (Brandenburg), den im November 2000 totgeprügelten Obdachlosen Eckard Rütz aus Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) und den im September 2000 in Schleswig (Schleswig-Holstein) erschlagenen Obdachlosen Malte Lerch. Der Tagesspiegel, der ebenfalls rechtsextreme Morde registriert, zählte bis Anfang des Jahres 2003 bereits 99 Tote. In der Nacht zum 27. September zerstörten unbekannte Täter mit Steinen die Glastür eines kleinen türkischen Ladens in Frankfurt am Main (Hessen), um anschließend zwei Molotow-Cocktails in das Geschäft zu schleudern. Die Brandsätze entzündeten sich nicht. Der Schaden wurde von der 26jährigen Inhaberin erst am nächsten Morgen entdeckt. Am 23. September hat ein alkoholisierter 26jähriger Mann in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) an der Haltestelle Kastanienstraße einen aus Burkina Faso stammenden Mann mit einer Schreckschusspistole bedroht. Der anschließend festgenommene mutmaßliche Täter muss sich nun wegen Volksverhetzung, Bedrohung und Körperverletzung verantworten. Drei Tage zuvor hatte ein junger Mann an dieser Haltestelle eine 27jährige Afrikanerin bedroht. Der Täter stieg an der Station aus und bedrohte die im Bus sitzende Frau von außen mit einer Pistole. Ob es sich in beiden Fällen um denselben Täter handelt, ist noch unklar. Am 22. oder 23. September beschädigten Unbekannte im Berliner Bezirk Kreuzberg das Ehrengrab der Familie des jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847). Die Täter rissen drei Kreuze aus dem Sockel. Wie in der vorigen Woche bekannt wurde, initiierten in Blankenheim (Nordrhein-Westfalen) der Fraktionsvorsitzende der grünen Fraktion im Stadtrat, Hans-Georg Baur, und die Ortsvorsteherin der CDU, Ruth Britz-Kirstgen, eine Unterschriftenaktion zur Verlegung eines psychisch kranken Asylbewerbers in eine andere Stadt, da dieser randaliert hatte. In den Unterlagen der Unterschriftensammlung werden der komplette Name, die Adresse und das Geburtsdatum des Flüchtlings genannt, nicht jedoch der Ort, wohin er verlegt werden soll. Nach einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers bewertet der Rechtsanwalt des Asylbewerbers diese Aktion als »absolut unmöglich«. Sein Mandant, der zehn Jahre in irakischer und drei Jahre in iranischer Gefangenschaft verbracht habe, brauche psychologische Hilfe und könne einen solchen öffentlichen Druck nicht aushalten.

wg