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»Citizen Kane« für die Konsole

Steven Spielberg. Der amerikanische Regisseur steigt in die Computerspielbranche ein. Der kommerziell wohl erfolgreichste Filmemacher aller Zeiten wird bei der kalifornischen Firma »Electronic Arts«, die letztes Jahr 3,1 Milliarden Dollar erwirtschaftete, in Zukunft Produkte mitgestalten. Der Chefentwickler von »Electronic Arts«, Neil Young, gab in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung an, man verspreche sich von der Zusammenarbeit Computerspiele von ungeahnter Qualität. Man wolle, so Neil Young, gar eine Art »Citizen Kane« der Branche herstellen, also ein unantastbares Meisterwerk. »Citizen Kane«, der erste Film von Orson Welles, wird von Cineasten immer noch regelmäßig zum besten jemals gedrehten Spielfilm gewählt.

Computerspiele, so Neil Young, seien technisch gesehen oftmals beinahe perfekt, woran es ihnen jedoch mangele, sei ein »Narrativ«, also eine dramaturgische Entwicklung eines Spiels, die einen Spieler auch für längere Zeit, etwa bei einem Action-Game, bei Laune hält. Für dieses »Narrativ« soll nun Spielberg sorgen, der für dieses Vorhaben bestimmt nicht die schlechteste Wahl ist.

Der Deal zwischen »Electronic Arts« und dem Regisseur könnte bahnbrechend werden. Computerspiele sind das Medium der Zukunft, auch wenn das die deutschen Feuilletons noch kaum mitbekommen haben. Sie könnten zu etwas werden, was sich auch hinsichtlich kultureller Implikationen als dem Spielfilm ebenbürtig erweist. Es geht voran, zumindest bei den Computerspielen. (aha)

Bye, Bye

Heino. Einer von vielen Gründen, warum es sich verbietet, stolz darauf zu sein, ein Deutscher zu sein, Heino, hat sich letztes Wochenende endgültig auf seine Abschiedstournee begeben. Noch einmal wird er auf deutschen Bühnen vor Hausfrauen und Biedermännern stehen, und dann soll Schluss mit dem Zirkus sein.

Als echte Hassfigur hatte Heino längst ausgedient, zu sehr hatte man sich inzwischen an ihn gewöhnt, und zu sagen, man finde Heino scheiße, ist so originell geworden wie ein Martin-Walser-Bashing.

Man steht Heinos Abschied von der Bühne eher gefühllos gegenüber. Irgendwie ist er vollkommen egal geworden, leider. Nichtmal zur späten Kultfigur für So-schlecht-dass-schon-wieder-gut-Apologeten konnte Heino am Ende seiner langen Karriere werden. All die Witze über den Mann, all die »echten« und »falschen« Heinos, die immer mal wieder aufgetaucht sind, die Lookalike-Contests und der ganze Blödsinn haben einem die Beschäftigung mit dem Sonnenbrillenmann einfach verleidet. Man ist ja nicht Jello Biafra, ein echter Heino-Fan, der dessen Musik sammelt, »damit ich meinen Freunden beweisen kann, was es für unglaubliche Scheißmusik auf dieser Welt gibt«. Nein, Heino geht, und wir sagen einfach bloß noch: Mach’s gut. (aha)

Mineralwasser statt Martini

Daniel Craig. So heißt er, der neue James Bond. Er ist 37 Jahre alt und blond. Einen blonden James Bond, das gab es bislang noch nie. Wer aber ist dieser Daniel Craig? Außer dass er blond ist, gibt es kaum etwas wirklich Aufregendes über ihn in Erfahrung zu bringen. Er dreht gerade mit Nicole Kidman, das war’s dann aber auch schon. Und er sieht definitiv nicht so aus, wie ein cooler James-Bond-Darsteller aussehen sollte.

Spektakulär ist jedoch die Diskussion, die rund um den neuen Bond ausgelöst wurde. Seriöser soll dieser werden, heißt es. Weniger mit den Bond-Girls herumturteln soll er und auch nicht mehr so viele tolle Gadgets und ungewöhnliche Waffen in die Hände bekommen. James Bond soll also langweiliger werden.

Das hat gerade noch gefehlt. James Bond, demnächst kein selbstironischer Draufgänger mehr, sondern eine ehrliche Haut, ein Action-Held unter vielen. Und anstatt trockenem Martini gibt es Mineralwasser. Das geht alles eigentlich gar nicht. Sean Connery soll es nochmal machen! (aha)

Das deutsche Album

Scala & Kolacny Brothers. Es gibt da eine ziemlich herrliche Platte aus den Siebzigern von dem Langley Music School Project. Auf ihr ist ein Kinderchor zu hören, der unter der Leitung eines engagierten Musiklehrers unsterbliche Pophits auf berückende Weise interpretiert. Beatles, Beach Boys und David Bowie anstatt Volksweisen, wie sie sonst meistens Kinderchören vorgesetzt werden.

Der belgische Kinderchor Scala, der von zwei Typen begleitet wird, die sich Kolacny Brothers nennen, hat seit kurzem damit begonnen, das Konzept der Langley School aufzugreifen und populäre Popsongs mehrstimmig einzusingen. Die erste Platte des Chors war gleich ein Erfolg, und weil kurioserweise auch eine Nummer von Rammstein gesungen werden musste, wurden Scala vor allem in Deutschland zu einem Riesending.

Und so ist es nun passiert: Scala, ein belgischer Schülerchor, präsentiert zusammen mit den Kolacny Brothers »das deutsche Album« mit dem Titel »Grenzenlos«. Der arme Chor, der vielleicht nicht einmal versteht, was er da zusammensingen muss und wahrscheinlich emotional recht wenig für diese Songs übrig hat, muss Nummern von Mia, Herbert Grönemeyer, den Sportfreunden Stiller, den Toten Hosen und anderen Pappnasen der hiesigen Popbranche nachsingen.

»Ohne dich« von Selig ist jedoch auch von belgischen Schülern nicht zu retten, während »Das Modell« von Kraftwerk wiederum nicht unbedingt darauf gewartet hat, mit viel Pathos und Emphatie von der 9b neu interpretiert zu werden. »Das deutsche Scala-Album« wird hierzulande wahrscheinlich trotzdem mit grenzenloser Begeisterung aufgenommen werden. Großartig ist natürlich auch, dass jetzt schon in anderen Ländern damit begonnen wird, die Deutschquote zu erfüllen. (aha)