Nachrichten

Feindliche Übernahme

Windows auf Apple-Hardware. Nachdem im Juni 2005 der Computerkonzern Apple mit der Ankündigung überrascht hatte, seine Hardware mit Intel-Prozessoren zu bestücken, dauerte es keine zwei Monate, bis die ersten Anleitungen im Netz kursierten, wie MacOS X auf beliebigen x86-PCs zu installieren ist.

Inzwischen liefert Apple seit Beginn dieses Jahres tatsächlich einige seiner Notebook- und Desktop-Modelle mit Prozessoren von Intel aus, kann aber nicht verheimlichen, dass es mit der Geschwindigkeit der meisten Anwendungen nicht zum Besten steht. Der Grund dafür ist der Code tausender Programme, die noch nicht an den neuen Prozessor angepasst sind. Am Mittwoch vergangener Woche stellte Apple nun mit der Software »Boot Camp« eine Lösung vor, die es den neuen Modellen ermöglicht, nicht nur mit dem hauseigenen MacOS X, sondern auch mit Windows XP zu booten. Angst davor, eingeschworene Apple-Nutzer könnten mit dem Betriebssystem von Microsoft dauerhaft fremdgehen, hat Apple offensichtlich nicht. Vielmehr überbrückt Apple damit geschickt die eigenen Defizite.

Andererseits droht Apple jedem, der es wagt, Anleitungen zu verbreiten, wie MacOS X auf x86-PCs zu installieren ist, mit Rechtsmitteln. Jüngst davon betroffen war das Projekt osx86project.org, dass nicht nur detaillierte Hilfestellung leistete, sondern auch Links bereitstellte, die zu von Apple nicht genehmigtem, manipuliertem Code führten. Die Seite war für einige Tage nicht erreichbar. Apple scheint für alle Tage exklusiver Hardware-Anbieter für MacOS X bleiben zu wollen. (hh)

Homer geht ins Kino

»Simpsons«. Die jüngeren »Simpsons«-Staffeln kommen an den Glanz der frühen Folgen der Trickfilmserie von Matt Groening nicht mehr heran. Zu viele neue unnötige Figuren verstellen den Blick auf das wahre Springfield, in dem der Wahnsinn des amerikanischen Mittelschichtsalltags regiert und die komplette Nutzlosigkeit von Homer immer neue Kapriolen schlägt. Erfolgreich ist die Serie aber immer noch. Und zwar so sehr, dass nun der erste, schon seit langem geplante Kinofilm über die »Simpsons« angekündigt wurde. Mitte 2007 soll er anlaufen. (aha)

Sissi wird Lissi

»Lissi und der wilde Kaiser«. Darauf hat die Welt gewartet. Darauf, dass Michael Bully Herbig ein weiteres Mal einen Film aus der Retorte produziert, den in Deutschland alle sehen wollen. Dieses Mal widmet man sich »Sissi«, dem Tränenzieher für das Altersheim schlechthin. »Lissi und der wilde Kaiser« wird der Animationsfilm heißen, was schon mal wenig Gutes verheißt. (aha)

Der Sonder-April

Taz. Der aktuelle Abo-Index der taz zeigt in den Keller, da kommt es gerade recht, dass es im April werbewirksame Sondernummern hageln wird. Ende des Monats wird es anlässlich des 20. Jahrestags der der Reaktorkatastrophe eine »Tschernobyl-taz« geben. Außerdem wird ein »taz-WM-Journal« produziert, eine echte Spe­zial­ausgabe, in der politisch korrekt sämtliche Teilnehmernationen der Fußball-WM 2006 mit »Liebeserklärungen« bedacht werden. Was wiederum bestens zum taz-Fußball »Es ist Liebe« passt, der seit kurzem käuflich zu erwerben ist und der garantiert unter »fairen« Bedingungen irgendwo in der Dritten Welt von glücklichen Arbeitssklaven hergestellt wird.

Bereits am 15. April erscheint die »Verleger-taz«, die vollständig von Verlegern und Autoren außerhalb der Redaktion produziert wird und in der man sich mit Deutschland und den Deutschen auseinandersetzt. Diese Nummer gibt es, weil mal wieder irgendein Geburtstag gebührend gefeiert wird. (aha)

Denker und Dichter

Cicero. Was haben wir gelacht. Zuerst dachten wir, die »Liste der 500«, die seit kurzem kursiert, sei in der Titanic erschienen. Dann hofften wir, sie würde sich auf »die 500 größten Dummdeutschen« beziehen. Bis dann feststand, dass »das große Cicero-Ranking 2006« sich auf »die 500 wichtigsten Intellektuellen« bezieht. Zusammengestellt wurde die Liste der »deutungsmächtigsten deutschsprachigen Zeitgenossen« von dem in Cicero zum »renommierten Ranking-Experten« hochgejazzten Max A. Höfer.

Die Top Ten als Countdown und zum Mitschmunzeln:

Botho Strauß, Alice Schwarzer, Elfriede Jelinek, Wolf Biermann, Jürgen Habermas, Peter Handke, Martin Walser, Marcel Reich-Ranicki, Harald Schmidt, Günter Grass. Ein Land, das sich solcher Geistes­größen sicher sein kann, muss sich um seine Zukunft wirklich keine Sorgen mehr machen.

Auf den Plätzen herrscht dann ein wildes Durcheinander. Fast jeder, der schon mal im Fernsehen aufgetreten ist, irgendein Buch veröffentlicht oder einen Text im Feuilleton der FAZ publiziert hat, wurde in die Liste aufgenommen. Kann man eigentlich dagegen klagen, unverlangt in Rankings von Magazinen wie Cicero aufzutau­chen? (aha)

Der Schmalzkönig

Gene Pitney. Der Sänger und Komponist war ein Schnulzensänger vor dem Herrn. Von Burt Bacharach und Hal David geschriebene Hits wie »Something’s Gotten Hold Of My Heart« und »Twenty Four Hours From Tulsa« machten ihn weltberühmt. Bei echten Rockern galt der Mann natürlich schon immer als Botschafter Satans, während etwa Marc Almond, der sogar mit Pitney gemeinsam im Duett sang, ein großer Bewunderer des Schmalzkönigs ist. Wie so viele aus dem Showgeschäft wollte Pitney sich auch im Rentenalter nicht von der Bühne verabschieden und war auch weiterhin als Oldie but Goldie unterwegs. Im Alter von 65 Jahren ist er vorige Woche während einer Tournee ver­stor­ben. (aha)