»Sie wollen uns nicht in diesem Land«

Wie denken die Menschen in Jerusalem über die Eskalation des Konflikts? Eine Umfrage von natascha berg

»Das ist ein Ritual, das kommt alles wieder. Sie schießen, nach einigen Wochen reagieren wir, dann ist Ruhe, dann beschießen sie uns wieder, dann reagieren wir, und dann ist Ruhe, dann beschießen sie uns wieder, dann reagieren wir und dann ist Ruhe für einige Tage, dann beschießen sie uns wieder, dann reagieren wir und dann ist Ruhe.«

jossi, 26 (gab das interview auf deutsch)

»Der Messias ist unterwegs. Alles, was jetzt passiert, zeigt nur, dass der Messias erscheint. Eretz Israel (das Land Israel) ist nur für Juden, wir müssen niemandem irgendetwas geben. A good Arab is a dead Arab. Sie sind alle Lügner. Wenn die Juden, die Linken und die Rechten alle zusammenkommen und sich lieben, dann wird alles gut.«

meira, 19

In den letzten Tagen hat sich meiner Meinung nach die Situation nicht bedeutend verändert. Ja, ich habe natürlich Angst, in den Bussen, das Übliche halt …Aber der Rückzug aus Gaza hat die Situation nicht verbessert, Gaza ist das Land der »Plisch­tim«, das heißt der Palästinenser, so steht es in der Bibel. Aber wir werden nie auf unsere Häuser und unser Land verzichten in Akko, Jerusalem, Jaffo. Aber wenn die Juden in einem palästinensischen Staat leben wollen mit Respekt für seine Bewohner: Herzlich willkommen!

amne, palästinenserin mit israelischem pass, 26

»Die Situation ist sehr, sehr traurig. Seitdem der Minister für Sicherheit, Amir ­Peretz, im Amt ist, ist die Situation sehr schlecht geworden. Wenn die Araber einen Soldaten entführen können, dann können sie jeden nehmen. Dafür haben wir keine Antwort. Und einen Krieg wollen wir nicht. Obwohl wir viel für den Frieden tun, wie zum Beispiel den Rückzug aus Gaza, wir machen viel – aber es ist ihnen nicht genug, sie wollen uns einfach raus haben aus Israel. Nach dem Rückzug aus Gaza haben sie Kassam-Raketen auf Sderot abgeschossen. Wir haben jetzt keine Verteidigungszone mehr. Selbst wenn wir uns zurückziehen, hören sie mit dem Terror nicht auf. Sie sind jetzt noch keine Partner für Frieden. Heute gibt es in Israel kein Links und kein Rechts mehr. Heute sind alle Mitte und wollen Ruhe.

hila, lehrerin aus tel aviv, 31

Alles, was wir ihnen anbieten, nehmen die Palästinenser nicht an. Wir haben unser Verhalten schon vor zehn Jahren verändert, aber sie wollen keinen Frieden. Ein Araber ist einer, der nur Gewalt versteht. Sie haben keinen gesunden Menschenverstand. Schau, wie es ging: Erst die Katuschot. Der Minister für Sicherheit, Amir Peretz, sagte, er wolle nicht nach Gaza einmarschieren. Als sie sahen, dass es keine Reaktion gibt, sahen sie das als Schwäche an, und dann haben sie etwas noch Gewalttätigeres getan. Die Wahrheit ist, sie wollen keinen Frieden, sie wollen uns nicht in diesem Land.

zion, 35

Eine ausgezeichnete Situation. Wir gehen auf den Frieden zu. Vielleicht gibt es hier und da ein paar kleine Fuck-ups, aber am Ende wird es sich schon arrangieren. Die Entführung der Soldaten war ein Fehler, das bringt ihnen gar nichts, das sind, wie gesagt, ihre kleinen Fuck-ups, am Ende werden sie verstehen, dass das nichts bringt. Die Entführung hat uns auf dem Weg zum Frieden einen Schritt zurückgebracht anstatt vorwärts.

ilya, mit neun jahren nach israel aus st. petersburg eingewandert, jetzt 23