Deutsches Haus

Am 18. April teilte eine Sprecherin des Landkreises Havelland mit, dass es vorerst nicht zu der Abschiebung einer Frau aus Kamerun mitsamt ihren vier Kindern aus Rathenow (Brandenburg) komme. Hierfür fehlten nach wie vor die nötigen Ausweispapiere aus Kamerun. Am selben Tag war eine Frist abgelaufen, während der das Verwaltungsgericht Potsdam die Abschiebung untersagt hatte. Grund war ein Streit der Kamerunerin mit ihrem geschiedenen Mann um das Sorgerecht. Die Familie war im September 2001 aus Kamerun nach Deutschland geflohen. Der Vater der vier Kinder im Alter von vier, 13, 15 und 17 Jahren ließ sich im Jahr 2004 scheiden. Ein Gericht sprach der Frau das Sorgerecht zu, wogegen der Vater klagte. Er ist inzwischen mit einer Deutschen verheiratet und hat deshalb ein Bleiberecht. Das Amtsgericht in Rathenow will in dem Fall erst noch die Kinder anhören. Der brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) war Ende März nicht der Empfehlung der Härtefallkommission gefolgt, der Familie eine Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen, und hatte die Abschiebung verfügt. Ebenfalls am 18. April berichtete das Hamburger Abendblatt von einer Studie der Psychologin Claudia Oelrich, die belege, dass Kinder von Flüchtlingen umso eher psychisch krank würden, je länger sie in einem Land nur als Geduldete lebten. Die Untersuchung zeige, »dass das Leben in permanenter Unsicherheit zu Ängsten und extremen Belastungen für die Kinder führe«, sagte Oelrich bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse. Sie hatte 51 Kinder und Jugendliche befragt. 45 Prozent von ihnen waren psychisch erkrankt. Die meisten gaben an, nicht in ihr Herkunfts­land zurückkehren zu wollen. Mehr als 84 Prozent sagten, dass sie sich in Deutsch­land zuhause fühlten und ständig Angst vor einer Abschiebung hätten. Wie in der vorigen Woche bekannt wurde, liegt ein Mann aus Burundi, der am 31. März in einer Bäckerei in Hennigsdorf bei Berlin aufgefunden wurde, nach wie vor im Koma. Der Mann war kurzzeitig bei Bewusstsein gewesen und hatte angegeben, in einer S-Bahn von mehreren Personen geschlagen worden zu sein. Sein Gesundheitszustand habe es bisher nicht erlaubt, ihn zu wecken, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Neuruppin. Mehrere Wochen nach einem offenbar ausländerfeindlichen Angriff auf einen Studenten aus dem Sudan in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) hat die Polizei einen Tatverdächtigen ermittelt. Der Ostsee-Zeitung zufolge handele es sich um einen Insassen der Jugendhaftanstalt Neustrelitz, der sich zur Tatzeit am 1. März während eines Hafturlaubs in Wismar aufhielt. Der 28jährige sudanesische Student war vor Zeugen als »Neger« beschimpft, bedrängt und mit einer Bierflasche geschlagen worden. Der Angreifer soll sich in Begleitung von zwei weiteren Personen befunden haben. Alle drei wurden wegen ihres Erscheinungsbildes der rechtsextremen Szene zugeordnet. Zeugen hatten sie als Männer mit kurz geschorenen Haaren, Bomberjacken und Springerstiefeln beschrieben.

sw