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Mit dem Glauben ist es bekanntlich so eine Sache. »Je tiefer der Glaube ist, umso mehr schärft er die Vernunft«, meinte etwa Mahatma Gandhi. Aber glauben wir Gandhi?

Um ehrlich zu sein, finden religiöse Überzeugungen in der Jungle World nur wenige Anhänger. Fragt man die Kolleginnen und Kollegen, an was sie denn so glaubten, erhält man meist Antworten, die einen um das Seelenheil der Gefragten bangen lassen. Eine Polit­redakteurin etwa bekennt freimütig: »Ich glaube an Liebe, Freundschaft und an alle irdischen Freuden.« Irdische Freuden. Alles klar. Aber ob sie so einst in den Himmel kommt?

Ein Kollege fragt zurück: »Warum sollte ich an etwas glauben?« Die Kollegin, die ihm gegenübersitzt, offenbart: »Ich glaube an den Aufmacher.« Sie hat keine Zeit, sich mit den wichtigsten Fragen der Menschheit zu befassen: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was hat das alles für einen Sinn?

Materialistische Zyniker sind auch im Layout keine Seltenheit. »Ich glaube an mich«, meint einer und beweist damit seinen Geschäftssinn. Sein Kollege hin­gegen redet wirres Zeug: »Ich glaube an LSD und die Bundesstraße 179.« Der Herr sei ihm gnädig!

Völlig resigniert wirkt ein anderer Mitarbeiter. »Ich glaube an die Allmacht der Korrektur!« In dieses Glaubenssystem werden wir nicht weiter vordringen. Schließlich wollen wir keine Religionskriege auslösen. Außerdem erheitert uns ein Kollege, der besorgt ausruft: »Wer hat meine Brezel weggenommen?« Er glaubt offenbar, dass nicht namentlich gekennzeichnete Lebensmittel in der Redaktion ein Leben nach dem Tod haben. »Ich glaube eben an Backwaren«, rechtfertigt er seine Heilslehre. Om.

Welche Irrlehren werden hier ansonsten noch verbreitet? Der eine glaubt an das fliegende Spaghetti-Monster, die andere an das »Glück«, wieder ein anderer daran, dass die Löhne pünktlich überwiesen werden. An wen oder was aber glaubt unsere römische Kollegin? »An Zeus, wen sonst?« Und der Praktikant aus der Steiermark beichtet: »I’ glaub’ an Hans Krankl. I’ werd’ narrisch!«

Dem einzigen ernst zu nehmenden Glauben aber hängt unser bayerischer Kollege an. »Ich glaube an den himm­lischen Biergarten. Man sitzt den ganzen Tag unter einem Kastanienbaum. Die Maikäfer summen, das Bier ist süffig und nicht so abartig wie hier in Berlin. Dazu gibt’s Radi und echte Brezeln, nicht diese Berliner Apo­kryphen, die man nicht ’runterbringt.«

Bislang hat er es nicht geschafft, andere zu überzeugen. Ihm ist das egal. »Ihr werdet schon sehen, was aus euch wird. Ihr werdet alle in der Hölle schmoren, während ich mir eine neue Maß bestelle und in die Sonne blinzle.« Wer’s glaubt, wird selig.