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Kosten der Bewältigung

Klage. Dass auch die zweite und dritte Generation der Überlebenden durch den Holocaust traumatisiert wurde, ist in der Pschychologie völlig unbestritten. Fest steht auch, dass nicht wenige Angehörige von Holocaust-Überlebenden auf therapeutische Unterstützung angewiesen sind, um die mit der Vernichtung verknüpfte Familiengeschichte bewältigen zu können. Das allerdings kostet. Deshalb haben Trauma-Therapiepatienten in Israel nun eine Sammelklage gegen Deutschland eingereicht. Sie wollen, dass die Bundesregierung die Kosten für psychotherapeutische Behandlungen übernimmt. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte, das Anliegen der Kläger werde ernst genommen. Nach dem Bericht, der sich auf Klage-Vertreter Baruch Masor beruft, schlossen sich 4 000 in Israel lebende Angehörige von Holocaust-Überlebenden der Sammelklage an. Deutschland soll die Kosten für zwei Therapie-Sitzungen pro Woche für 40 000 Patienten tragen. her

Mao-Darsteller gesucht

Mao. Harter Stoff, den sich Robert De Niro und seine Partnerin bei Tribeca, Jane Rosenthal, ausgesucht haben. Beide kündigten an, für Universal Pictures ein Drama über die chinesische Revolution 1949 und den Aufstieg Maos zu produzieren. Der Film basiert auf dem Augenzeugenbericht des amerikanischen Journalisten Roy Rowan, der damals in Shanghai für amerikanische Medien die Umwälzungen in der Gesellschaft schilderte. Gerätselt wird noch, welche Perspektive Oscar-Preisträger De Niro auf den Revolutionsführer finden wird. Schließlich taugt Mao, dem von seinen Biografen Jung Chang und Jon Halliday rund 70 Millionen Tote in Friedenszeiten angelastet werden, nicht für Heldenverehrung. Wer die Rolle von Mao übernehmen wird, steht noch nicht fest. her

Museumspädagogik von ganz oben

Museumspolitik. Das US-Außenministerium geht neue Wege, um die Welt ein bisschen mehr auf den gewünschten Kurs zu bringen. Und es sind Pfade des Friedens, die da beschritten werden. Man bedient sich nämlich der soften Mittel der Kultur. Konkret hat das Ministerium einen Fonds ins Leben gerufen, aus dem Museen bedient werden. So werden fünf Stipendien zwischen 50 000 und 100 000 Dollar an amerikanische Einrichtungen vergeben, wenn sie die einzige Voraussetzung erfüllen: Die Interessenten müssen darlegen, wie ihr Projekt der amerikanischen Außenpolitik dienen kann. So wurde zum Beispiel eine Zusammenarbeit zwischen den Museen von Boston und dem pakistanischen Peschawar vorgeschlagen. Thema soll das vor-islamische Reich Ghandara sein, das sich damals in der Region erstreckte. Was hat die Außenpolitik davon? Die Pakistaner sollen damit an ihre multikulturellen Wur­zeln erinnert werden. Schaden kann das nicht. her

Ne touche pas mon flic!

Rap. Mohamed Bourokba alias »Hamé«, Songschreiber der Band La Rumeur, soll die französische Polizei diffamiert haben, als er 2002 rapp­te: »Die Berichte des Innenministeriums werden nie von den Hunderten unserer Brüder sprechen, die von der Polizei getötet worden sind.«

Nicolas Sarkozy, damals frisch als Innenminister ins Amt gekommen, hatte im Juli 2002 dagegen Strafanzeige erstattet. Doch das erstinstanz­liche Gericht schätzte im Dezember 2004, der Songtext enthalte eine allgemein gehaltene politische Anklage und sei nicht strafbar. Der Obers­te Gerichtshof hob jetzt den Freispruch auf. Der Verurteilte gibt an, er habe sich auf konkrete historische Fakten bezogen, und zwar auf das erwiesene Massaker an 200 bis 300 algerischen Demonstranten in Paris am 17. Oktober 1961 sowie die Ermordung des Studenten Malik Oussekine durch Motorradpolizisten in Paris 1986. Das als besonders reaktionär bekannte Berufungsgericht in Versailles soll jetzt über das genaue Strafmaß entscheiden. bs