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In der Jungle World kocht der Chef vom Dienst noch selbst. Und so durchzieht in der Arbeitspause zum Beispiel der Duft von fachkundig zu gleichmäßiger Bräune gebrutzelten Bratwürsten die Redaktions­küche, auf dass sie mit delikatem Senf versehen den Hunger stillen und den Gaumen erfreuen.

»Ohne Mampf kein Kampf« – die Parole der Volks­küchenköche ist nicht unsere. Wir wollen keinen Mampf, keine pampige Polenta, keine zähe Hirsegrütze. Liebe Leserinnen und Leser, wir bevorzugen die Jungle-Cuisine. Höchster Genuss und höchste Güte zeichnen sie aus. Deshalb gilt: Ob Tiefkühlpizza, Bratwurst oder asiatische Tütensuppe, bei uns kommt alles nur frisch auf den Tisch.

Seit einiger Zeit unterliegt unser Speiseplan noch strengerer Kontrolle. Ein Redakteur hat unser Anliegen, die politische Kritik voranzutreiben, auf das Kulinarische ausgeweitet. So umschleicht er Kolleginnen und Kollegen, die sich eine Mahlzeit auf einem Teller angerichtet haben, um nach kurzer Zeit sein Urteil zu fällen: »Das ist aber nicht basisch!« Oder: »Hm, ein sehr basisches Essen. Darf ich mal probieren?«

Sollten Ihnen die Grundzüge der so genannten basischen Ernährung nicht bekannt sein, können wir ­Ihnen auch nicht so recht helfen. Wir wissen mittlerweile nur so viel: Süßkram, Brot, Nudeln, Kaffee, schwarzer Tee, Fleisch, Käse, Eier und Alkohol sind schlecht für die Gesundheit. Dafür darf man Kartoffeln, Gemüse, Salat und Obst in Hülle und Fülle essen. Irgendwie geht es um den Säure-Basen-Haushalt im Körper. Merken Sie sich einfach: Sauer macht nicht lustig, sondern krank. Es soll Theoretiker geben, die alle Erkrankungen auf zu saure Kost zurückführen. Das Konzept der basischen Diät kann also durchaus als Verschwörungstheorie angesehen werden.

Vielleicht konnte unser Kollege der basischen Ernährung in der Redaktion deshalb noch nicht zum Durchbruch verhelfen. Unbeeindruckt zeigt sich ein anderer Redakteur. »Hauptsache, es schmeckt!« sagt er, während er sich den Meerrettich auf seine Lachsstulle schmiert. Zwei sehr geschätzte Mitarbeiter, Joachim Rohloff und Heiko von Schrenk, müssen vorest auf die »Jungle«-Cuisine verzichten, sie haben uns verlassen oder pausieren. Wir werden sie natürlich jederzeit gern in der Freizeit zum nicht-basischen Essen einladen.

Doch selbst unser redaktionseigener, basischer Missionar ist keineswegs dogmatisch. Eine Bratwurst aus der Pfanne des CvD hat ihm jedenfalls bestens gemundet. Und Bratwürste sind in jedem Fall so wenig basisch wie wir dogmatisch.