Agiert gelassen!

Der letzte linke Student von jörg sundermeier

Der letzte linke Student denkt an die Eisenbahn. Und: der letzte linke Student ist angenehm berührt. Angenehm berührt ist er, denn: er wollte als Kind immer Lokomotivführer werden. Und: wenn er ehrlich ist: will er das immer noch. Denn: Lokomotivführer haben Macht. Und Lokomotivführer sehen gut aus in ihrer Uniform. Und: wer eine so große Lokomotive bezwingt, der bezwingt auch ganz andere Sachen.

Das denkt der letzte linke Student. Denn: die Lokomotivführer zwingen heute auch was in die Knie. Nämlich: das scheußliche Ausbeuterregime der Bahn. Das Ausbeuterregime der Bahn: stellen scheußliche Manager. Und Manager: haben nichts im Kopf außer Ausbeutung und Zinsknechtschaft und falsches Geld. Die Lokomotivführer dagegen: sind das Proletariat. Weil: ihr Lohn nicht erhöht wird. Wohl aber: die Preise. Der Lohn der Lokomotivführer ist also: sogar gesunken!

Nun gilt jedoch: Alle Räder stehen still: wenn mein starker Arm es will. Das ist von Bebel oder Liebknecht oder Engels, auf jeden Fall: es ist wahr. Das: sieht man gerade. Wo? Im Fernsehen. Das man aber: nur anstellen darf, wenn man zu müde für die Bücher und die Zeitung ist. Und: man keine Freunde hat. Jedenfalls: zwingen die Lokomotivführer die Manager in die Knie und mit ihnen das Kapital und die Ökonomie und alles, was schlecht ist.

Und das Beste ist: der letzte linke Student muss nicht dafür kämpfen. Der Kapitalismus: geht einfach so kaputt. Deswegen schreibt der letzte linke Student in sein besonderes Notizbuch: »Heute kein Eintrag. Handeln nicht vonnöten.« Dann: lächelt er. Und: schenkt sich ein klitzekleines Tröpfchen Rotwein nach. Und auch wir sollten uns ausruhen und der Roten Sonne beim Aufgehen zusehen!