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Als Zeitungsredaktion bekommt man allerlei Besuch. Zuweilen schneien überraschend Autorinnen und Autoren aus aller Welt herein, weil sie gerade auf Durchreise in Berlin sind. Sie erzählen von der Militärdiktatur, in der sie leben, oder vom Bürgerkrieg in ihrem Gastgeberland. Andere berichten davon, wie es ist, Texte unter Palmen zu verfassen und einen »Campari-O« dabei zu schlürfen. Dann wieder tauchen obskure Gestalten aus nicht minder obskuren Orten wie Greifswald oder Marburg auf, die einem ein linkes »Projekt« schmackhaft, einen Text andrehen oder eine Verschwörungstheorie erläutern wollen.

Aber der liebste Besuch sind uns in Zeiten von Familien­ministerin Ursula von der Leyen selbstredend die Kinder. Vier Nachkommen haben die versammelten Eltern der Jungle World bislang zustande gebracht. Das älteste Kind unter ihnen ist schon kein Kind mehr, sondern eine Teenagerin: die 11jährige Saxophonistin, die schon zwei Mal für die Jungle World geschrieben hat und einmal interviewt wurde, obwohl wir unsere Autorinnen eigentlich grundsätzlich nicht interviewen.

Ein Redakteur aus dem Layout hat es bereits auf zwei Kinder gebracht, wegen des jüngsten Nachkömmlings befindet er sich gerade im »Kinderjahr«. Und da ist dann noch der redaktionseigene Balg, der aus einer Synergie zwischen dem Layout und dem Auslands­ressort während einer Jungle-Reise hervorging.

Allzu häufig lassen sich die Jungle-Kids jedoch nicht in der Redaktion blicken. Gesundheitlich betrachtet, ist das wahrscheinlich besser für sie, wenn man alleine die Rauchschwaden bedenkt, die trotz eines partiellen Rauchverbots über der Redaktion schweben. Was sollen die Kleinen hier auch tun? Zwar steht nach wie vor dieses Plastikgerippe herum, das einen Kicker darstellen soll und uns einst von den Kollegen der Frankfurter Rundschau überlassen wurde. Aber sonst? Es gibt keine Spielecke, und wir haben nicht einmal ein »Mensch ärgere dich nicht«, obwohl wir es manchmal brauchen könnten.

Und auch kulinarisch ist für den Nachwuchs nicht viel geboten. Manches birgt gar Gefahren, wie die mit einem Schimmelüberzug versehene Marmelade. Das letzte vorhandene Stück Brot ist sowieso steinalt. Glücklicherweise haben wir noch die leckere H-Milch, die uns immer so schön den Kaffee versauert. Ob sie den Kleinen schmeckt? Nein, die Jungle World ist ein kinderfeindliches Universum. Und manche hoffen, dass es so bleibt.