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Es ist zum Haareraufen: Wieder einmal erkennt die Linke in größter Not nicht die Gefahr. Seit Wochen ist die Empörung groß über die Pläne unserer Sicherheitspolitiker. Günther Beckstein, Franz-Josef Jung und allen voran Wolfgang Schäuble stehen in der Kritik, weil sie sich Gedanken machen, wie der Terrorgefahr zu begegnen sei. Vor allem Schäuble ist auf dem besten Weg, zum größten Feindbild der Linken seit Jan-Philipp Reemtsma zu werden. Aber im Windschatten des um die Sicherheit der Deutschen besorgten Politikers unterhöhlt ein bislang weithin Unbekannter den Rechtsstaat. Die Debatte über die Online-Durchsuchungen interessiert ihn nicht. Denn er führt diese Durchsuchungen längst durch: ohne gesetzliche Grundlage und in Eigenregie.

Offen gesagt, handelt es sich um einen Kollegen von uns. Wir wissen nicht, zu welcher Tages- oder Nachtzeit er sich regelmäßig in einen Trojaner verwandelt. Klar ist nur, dass wir, wenn wir allmorgendlich unsere E-Mail-Accounts öffnen, Kunde von ihm haben. Da finden sich Links zu den neuesten Links, die wiederum zu Links führen, wo irgendwer irgendwas auf irgendeinem Blog über die Jungle World geschrieben hat. Er schickt uns Informationen über die neuesten Affären unserer beliebtesten Showstars zu, und wenn Kardinal Meisner über »entartete Kunst« spricht oder Eva Herman verrät, dass sie ein Hitler-Bild neben ihrem Bett stehen hat, weiß er es als erster und informiert die Antifa und die Zivilgesellschaft.

Nichts entgeht ihm, der dümmste Vorschlag der Linkspartei genauso wenig wie die Reise eines Schach­vereins aus Hintermuglhampfing ins Land des faschis­tischen Terrors von Achmadinejad. Gegenüber diesem kostenlosen Info-Service, an dem wir alle teilhaben dürfen, wirken die Nachrichtenseiten von Yahoo oder Google wie Tageszeitungen von voriger Woche.

Zuweilen fragen wir uns, ob es ihm wohl noch gelingen wird, die Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung auszuhebeln. Wird er uns demnächst über ein Ereignis informieren, bevor es überhaupt stattgefunden hat? Haben wir morgen eine Mail von ihm im Account, in der zu lesen ist, wie der Bundestag im Oktober über den Afghanistan-Einsatz abgestimmt hat?

Sollte ihm das gelingen, wären einige unserer Probleme mit einem Handschlag gelöst. Nicht nur, dass wir endlich bessere Informationen zur Verfügung hätten als Spiegel online, was unseren CvD erfreuen dürfte. Auch um die finanzielle Seite bräuchten wir uns nicht mehr zu sorgen. Hier die Lottozahlen vom 26. September 2007: 4, 9, 14, 32, 36, 48. Die Superzahl bleibt unser Geheimnis.