LeserInnenworld

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Jungle World 36/07: Auf den Verzicht verzichten

Konsum ohne Fesseln

Die linke Binsenweisheit, dass der Stand der Produktivkräfte geeignet ist, die Weltbevölkerung zu ernähren, wird en passant zur Apologetik eines entfesselten Konsums. Das System, das ein ausbeuterisches Verhältnis zur Natur erst installiert hat, soll auf einmal emanzipatorisches Potenzial zu dessen Aufhebung anbieten, soll sich die Sicherung der nationalökonomischen Akkumulationsbedingungen unversehens verwandeln in aktiven »Umweltschutz« – welch Glück hat die Welt mit einem ökonomischen System, das immer darauf bedacht ist, die Bevölkerung vor seinen destruktiven Folgen zu bewahren, notfalls erst im letzten Augenblick! Der Energieverbrauch wird, nach Uno-Einschätzungen, in den nächsten 20 Jahren um 50 Prozent steigen. Kein Wunder, schließlich ist er aufs allerengste mit dem Zwang zur Steigerung der so genannten Wirtschaftskraft, dem Bruttosozialprodukt, verbunden.

c.p.

Jungle World 36/07: Pädagogik der runden Ecken

Licht auf die anderen Seiten

Schade. Gerade einer der wenigen politisch wirklich links stehenden Zeitungen hätte ich etwas mehr Objektivität gewünscht. Vieles Kritische über die Waldorfschulen stimmt ja, die Zusammensetzung der SchülerInnen, teilweise uralte Lehrpläne, Frau Glöcklers Empfehlung, dass alle Kinder mit Rechts schreiben sollen. Aber es fehlt so vieles. Steiner wünschte (gegen den damaligen Zeitgeist), dass die Linkshänder links schreiben dürfen. Die meisten Waldorfschulen haben moderne Lehrpläne, z. B. war der erste Informatikunterricht in Deutschland an einer Waldorfschule. Und Prof. Pfeiffer bedauert nicht nur die bürgerliche Zusammensetzung der Waldorfschulen, sondern stellt auch den geringsten Anteil an RechtsextremistInnen und RassistInnen aller Schularten fest. Es wäre schön, wenn auch diese Seiten mal beleuchtet würden.

michael ulex, minden

Lego und Fußball war kein Problem

In meiner bis jetzt zwölf Jahre dauernden Schulzeit hatten Steiners politische Werke keinerlei Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung, nur seine teils abstrusen, teils aber auch richtigen pädagogischen Ansätze prägten die Schule. Mir wurde als Linkshänder nie nahe gelegt, mit der rechten Hand zu schreiben, ich spielte immer mit Lego und Fußball, der Sexualkundeunterricht unterschied sich nicht von dem in staatlichen Schulen, und auch der Einfluss derer, die Comics für ein Werk des Teufels halten, wurde dank des aktiven Engagements von Eltern und Schülern beinahe vollständig zurückgedrängt. Letztlich sind auch Waldorfschulen wie alle anderen Schulen ein Ort, an dem die SchülerInnen auf ihre spätere Verwertbarkeit für den Arbeitsmarkt vorbereitet werden und damit grundsätzlich zu kritisieren.

m.