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Der »Wödmasta« ist tot

Joe Zawinul. Es dürfte nicht viele Musiker geben, die es ausgeschlagen haben, mit Miles Davis zusammenzuarbeiten. Joe Zawinul hat es getan, mit der Begründung, es sei noch nicht an der Zeit. 1969 hat der aus Österreich stammende Keyboarder dann doch auf Davis’ Album »In a silent way« mitgespielt.

In der vergangenen Woche ist Zawinul, der Ende der Fünfziger in die USA auswanderte und mit seiner Arbeit für Miles Davis und mit seiner eigenen Band Weather Report berühmt wurde, in Wien gestorben. Die österreichische Presse war zum Abschied voll des Lobes. Die Kulturministerin Claudia Schmied sagte, die ganze Welt habe einen führenden Jazzmusiker verloren. Österreich war stolz auf seinen so genannten »Wödmasta« am Keyboard. Unerwähnt blieb, dass Zawinul nicht ohne Grund fast 50 Jahre lang in den USA lebte. Für den Jazz hatte man in Österreich und in Deutschland in den Fünfzigern eben immer noch eine andere Bezeichnung: »entartete Negermusik«. mst

Die neue Enthaltsamkeit

Ein Buch gegen Sex. Die Klagen über die vermeintlich »übersexualisierte« oder gar »pornografische« Gesellschaft sind ja genauso inflationär wie die drögen Reportagen aus Swingerclubs auf den Privatsendern. Aber irgendwie ist klar: Dem Wunsch nach der entsexualisierten Gesellschaft ist noch die abertausendste, öde Sendung vorzuziehen, zumal man sie nicht ansehen muss.

31 Hamburger Autoren sehen das anders. Sie haben in der vergangenen Woche auf der Reeperbahn eine Sammlung von Erzählungen vorgestellt mit dem Titel: »Sex ist eigentlich nicht so mein Ding!« Das Publikum wurde mit den Worten begrüßt: »Wir freuen uns, so viele Lustverweigerer zu sehen!« Die Herausgeberin Tina Uebel beschwerte sich über die unzähligen Sexshops in St. Pauli. Nun ja, ähnlichen Gegnern haben sich die PorNo-Kampagne und diverse Antisexismusbündnisse auch schon gewidmet. Man darf hoffen, dass dem Buch ein ähnlicher Erfolg wie ihnen beschieden sein wird. mst

Er kann auch anders

Gaddafi. Dass der libysche Despot Muammar al-Gaddafi ein Herz für Menschenrechtler hat, ist ja schon lange bekannt. Um seiner tiefsten Überzeugung endlich einen gebührenden Ausdruck zu verleihen, hat er den internationalen Gaddafi-Literaturpreis ins Leben gerufen. Dieser mit 200 000 US-Dollar dotierte Preis soll an Menschen vergeben werden, die sich um die »Verteidigung elementarer Grundrechte« verdient gemacht haben. Die erste Auszeichnung soll angeblich an einen afrikanischen Intellektuellen gehen.

Ist das nicht mal ein Zeichen guten Willens? Ist Gaddafi also doch nicht so fürchterlich, wie immer behauptet wird? Eine Affäre wie die mit den bulgarischen Krankenschwestern kann ja schließlich auch jedem Diktator mal passieren. An manchen Tagen sieht die Welt also gar nicht so schlecht aus. Vielleicht ruft Mahmoud Ahmadinejad ja demnächst einen internationalen Preis für besondere Solidarität mit Israel ins Leben. jub

Wieder einmal unschuldig

Jacko. Lange hat sich die Öffentlichkeit daran erfreut, der Demontage Michael Jacksons beizuwohnen. Dabei war es unerheblich, dass der Sänger als des Kindesmissbrauchs nicht schuldig befunden wurde. In der Faszination über seine Exaltiertheit lag auch immer der Hass auf sie. In der vergangenen Woche wurde Jackson erneut kritisiert, die Schlagzeile lautete: »Michael Jackson hat einen Hit geklaut!« Es mag sich bei »You are not alone« ja wirklich um das Plagiat eines Songs halten, den zwei Belgier komponiert haben. Aber das von Jackson gesungene Stück hat R. Kelly geschrieben. Jacko bleibt unschuldig. mst