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Wer schmiert die Brötchen, und wer macht den Stage-Manager? Wer kopiert die Abocoupons, wer kümmert sich eigentlich um die Gäste, und wer bügelt noch schnell das Ausgeh-Hemd? Jobs, die noch kurz vor Beginn der großen Zehn-Jahres-Party zu vergeben waren. Und dann war es ganz schnell Samstagabend, und es klopfte an der Tür der Maria. Und wer früh kam, wurde belohnt. Chief Chung betrat mit zwei Assistenten die Bühne und legte einen galaktischen Auftritt in Unterhosen hin. Der Laden wurde immer voller, und schon spielten Good Enough for You, auch sie teilweise in Unterhosen. Dem Publikum gefiel es, und Verschwörungstheorien machten die Runde. Werden die Goldenen Zitronen auch in Unterhosen spielen? The Boy Group beschloss, sich dem Willen der Masse nicht zu beugen, und behielt die Hosen an. Inzwischen waren so viele Leute gekommen, dass der zweite Dance­floor eröffnet wurde, und DJane Romy füllte den Raum mit feinsten elektronischen Klängen.

Auch in den Umbaupausen wurde dem Besucher viel geboten. Schließlich konnte man unter den Gästen Leute treffen, die sonst selten so vereint auf einem Fest anzutreffen sind. Politaktivisten, von den Autonomen über die Antideutschen bis zur Linkspartei, und Künstler aller Musik- und Stilrichtungen waren gekommen, um der Jungle World zum Geburtstag zu gratulieren.

Kaum jedoch standen die Goldenen Zitronen auf der Bühne, herrschte fast sakrale Stille. Dabei bastelten sie lediglich ihr Equipment zusammen und zogen ihre schick bemalten Lederjacken an: »Fuck the Police«. Ihr Geburtstagsständchen geriet zu einer bejubelten Supershow, und ohne Zugaben wurden sie auch nicht entlassen.

Trotz dieses Highlights war die Party noch nicht zu Ende. DJ Carsten Jost, DJ Quersummen, die Boy Group-DJs und Philipp Quehenberger sorgten bis in die frühen Morgenstunden für coole Unterhaltung.

Um 6 Uhr, als viele Gäste sich überlegten, ob sie noch ein Bier vertragen könnten, machte einer sein erstes auf. Es war der Herr Geschäftsführer, der damit seinen Feierabend einleitete.

Vielen Dank noch einmal an alle Künstler, an alle Helfer und Besucher. Hier und da wurden Forderungen laut, wir sollten eine 10,5-Jahres-Party machen. Das werden wir wohl nicht schaffen. Aber schon am Freitag, den 12. Oktober, könnten wir uns wieder sehen. Denn ab 18 Uhr zeigen wir im Berliner Kino Babylon den Film »dann fangen wir von vorne an«, ein Porträt des kritischen Kommunisten Theodor Bergmann. Anschließend kann mit ihm diskutiert werden.