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Onkel Hitlers Fanpost

Briefe an Hitler. Eigentlich ist die Forschungsarbeit, die der Historiker Henrik Eberle geleistet hat, durchaus löblich. Eberle hat in einem Archiv in Moskau Briefe deutscher Bürger an Adolf Hitler aus der Zeit von 1925 bis 1945 entdeckt und sie in dem Buch »Briefe an Hitler. Ein Volk schreibt seinem Führer« veröffentlicht.

Natürlich weiß man bei der Bild-Zeitung, dass sich Ausgaben gut verkaufen, in denen es um den Führer geht. In der vergangenen Woche hat das Blatt Auszüge aus Eberles Buch gedruckt. Einen besonderen Eindruck hinterlassen die Briefe, in denen z.B. ein Friseur darum bittet, dem Führer die Haare schneiden zu dürfen, oder ein Kind »Onkel Hitler« zum Geburtstag gratuliert, jedoch in der Online-Ausgabe der Zeitung. Dort sind sie umgeben von Links wie »Hitler zu Eva Braun: Ich kann dich nicht mehr befriedigen« oder »Hitler ließ die Bibel umschreiben«. Und so wird selbst aus interessanten Dokumenten am Ende Nazi-Klatsch. mst

Benefizkonzert für Yetis

Rekordauftritt. Benefizkonzerte sind nichts Besonderes mehr. Es wurde schon für und gegen alles Mögliche musiziert, überall auf der Welt. Um die öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten, muss man sich also einiges einfallen lassen.

Ideenlosigkeit kann man Mike Peters von The Alarm, Slim Jim Phantom von den Stray Cats, Nick Harper und Cy Curnin und Jamie West-Oram von The Fixx nicht vorwerfen. Die Musiker werden am Wochenende oberhalb des Basislagers des Mount Everest auftreten, etwa 5 500 Meter über dem Meeresspiegel. Das Konzert soll in das Guinness-Buch der Rekorde eingehen. Der Erlös kommt einer kalifornischen Stiftung für Krebspatienten zu, die mit dem Geld eine Krebsklinik in Nepal unterstützen will. Doch irgendwie fragt man sich, woher der Gewinn kommen soll. Bisher haben sich 38 Zuschauer für das Konzert angemeldet. Selbst wenn Reinhold Messner und der Yeti noch auftauchen sollten, wird es wohl kaum zu großem Gedränge kommen. mst

Keks statt Hamburger

Werbeclip. Wenn man sich in Deutschland bemüht, der Coolness der britischen oder US-amerikanischen Popkultur nachzueifern, wird es meist peinlich. Ein deutscher Keks- und Schokoriegelhersteller liefert zurzeit den Beweis. Er hat für einen Werbeclip eine Szene aus dem Film »Pulp Fiction« nachgestellt. Roberto Blanco und Jürgen Drews sind in den Rollen von Samuel L. Jackson und John Travolta zu sehen. Anders als im Original unterhalten sich die beiden Charaktere aber nicht über Hamburger, sondern über Schokokekse, während sie im Auto auf Mallorca umherfahren. Noch dazu hat der Skriptschreiber für den schwarzen Schlagersänger Blanco Sätze geschrieben wie: »Schon fünf Jahre auf Malle und ich bin immer noch nicht brauner!« Na dann, guten Appetit! mst

Koksen im Kino

Film über Escobar. Al Capone ist die Ehre zuteil geworden, ebenso Benjamin »Bugsy« Seagal. Die Lebensgeschichten weiterer Gangster, Mafiosi und Krimineller wurden verfilmt. Oliver Stone wird 2008 ein so genanntes Biopic über den berüchtigten kolumbianischen Drogenhändler Pablo Escobar produzieren, Antoine Fuqua soll Regie führen. »Escobar« soll auf dem Buch »Mein Bruder Pablo« von Roberto Escobar Gaviria beruhen.

Man darf gespannt sein, wie die Macher der Gestalt Escobar gerecht werden. Fuqua ist bisher mit »The Replacement Killers« oder »King Arthur« nicht durch filmische Finessen aufgefallen. Und Oliver Stone neigt stets zur Identifikation mit dem Gegenstand. Mit Gangster­romantik würde man das Bild Escobars aber doch verzerren. Er hat schließlich nicht nur vielen mit dem von ihm vertriebenen Kokain schöne Stunden bereitet, sondern im Krieg gegen den kolumbianischen Staat auch hunderte Menschen ermorden lassen. mst