LeserInnenworld

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen. Zuschriften bitte an: briefe@jungle-world.com oder per Post an die Redaktion.

Jungle World 44/07: Verstehen Sie 129a?

Kriminalisierung ist Alltag

Die BAW meint, den 129a nicht nur zur Ausforschung und Einschüchterung nutzen zu können, wie ihr schreibt, sie nutzt ihn tatsächlich dazu. Sprachliche Exaktheit ist bei repressivem Vorgehen durchaus angebracht. Ihr meint, Linke wären schlichtweg zu blöd, um zwischen tatsächlichen Verschlechterungen a la »alles wird immer schlimmer« und punktueller besserer Anwendung von Rechtsstaatlichkeit zu unterscheiden. Festzuhalten bleibt, dass Kriminalisierung linker Bewegung Alltag ist, Sicherheit und Kontrolle im öffentlichen Diskurs wieder präsenter sind, Druck auf Erwerbslose angestiegen ist und sich die Situation von Flüchtlingen, oder interpretiere ich das Aufenthaltsrecht etwa falsch, nicht verbessert hat. Mit der mg habt ihr euch bis heute auch nur sehr oberflächlich auseinandergesetzt. Ansonsten kann ich dem Artikel durchaus Positives abgewinnen.

Tanja

Jungle World 43/07: Thema Schweiz

Da sind Glocken in meinen Ohren

Da hört man jahrelang nichts über die Schweiz und auf einmal beschäftigt sich der halbe Jungle mit Blochers kleinbürgerlich-faschistoider Truppe. Vielleicht kann man das Ergebnis der Wahl auch ein wenig anders sehen. Die Schweizer wollen eben nicht den Deutschen und Franzosen ihre EU bezahlen. Als Schweizer wäre ich auch Wohlstandschauvinist, sollen die Deutschen doch vor Neid platzen. Damit die Politiker das begreifen, bekommt die SVP etwas mehr als sonst. Kuhglocken sind sexy!

markus grafenburg

Jungle World 43/07: Wie die Werwölfe

Lechts und Rinks nicht velwechsern

Auch wenn man die Junge Welt hart kritisieren sollte, außer dem Namen verband nichts das Zentralorgan der FDJ mit der Zeitung der HJ. Im Westen machten viele NS-Journalisten Karriere in Zeitungen und Zeitschriften, nur hießen die nicht mehr Stürmer, Panzerbär usw., sondern Spiegel, Stern, Quick usw. Entgegen Krugs Behauptung befasste sich die RAF mit den historischen und personalen Kontinuitäten Nazideutschlands zur BRD. Der Antisemitismus der RAF war kein Spezifikum dieser Gruppe, sondern eine Haltung der meisten Linken in Deutschland. Es ist billig, diejenigen vorzuführen, die jahrelang im Knast gesessen haben und gesellschaftliche Randexistenzen sind. Von Wieczorek-Zeul bis Paech würden sich dagegen Personen anbieten, die heute zwar ihren Frieden und ihr Auskommen im bürgerlichen System gefunden haben, Israel – im Gegensatz zu so manchen Veteranen der militanten Linken – aber immer noch auf dem Kieker haben. Kritik am Antisemitismus der Linken ist notwendig und richtig. Nur, simple Rot-Braun-Analogien tragen weder etwas dazu bei, dieses Phänomen angemessen zu analysieren, noch zu verstehen, welche ideologischen Wurzeln dieses Denken hat, geschweige denn vermögen sie etwas dazu beitragen, die gesellschaftliche Problematik dieser Ideologie angemessen darzustellen.

jonas dörge