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Hin und wieder laden die Insassen des hermetisch vom Rest der Redaktion abgeriegelten Raucherzimmers die Nichtraucher-Taliban zum friedlichen Dialog in ihre Gemächer. So auch am vorgezogenen Super Tuesday, als die »Raucherzimmer-Primaries« veranstaltet wurden.

Nachdem die Wahlkommission ein Meinungsbild der Redaktion eingeholt hatte, musste sie leider einen eklatanten Mangel an Sachkenntnis feststellen, denn unter den vorgeschlagenen Kandidaten fanden sich Mitglieder der Redaktion und abgehalfterte Hollywood-Stars. Nach Ausschluss der nicht zugelassenen Kandidaten gab es erste lautstarke Proteste: Das Wahlverfahren sei undemokratisch, mit schmutzigen Spendengeldern geschmiert, und der Zeitpunkt der Primaries sei von den Massenmedien vorgegeben. Die Kommission wies diese Vorwürfe als unbegründet zurück und begrüßte den Vertreter der Republikaner zum Caucus. Während der Repräsentant Ron Pauls beinharte politische Programme für eine weit reichende Liberalisierung vorstellte, beschränkte sich der Vertreter Giulianis auf dessen italienische Herkunft und sein Interesse für Schwule. Erste Zwischenrufe wurden laut:« Wenn er mit seiner schwulen WG ins Weiße Haus einzieht, wähle ich ihn.« Die anschließende Abstimmung zeigte, dass das Wahlverhalten der Jungle World wenig originell ist: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Der relativ unbekannte Kandidat Paul unterlag dem charismatischen New Yorker Giuliani. Sein Sieg wurde dank einer ausschlaggebenden Briefwahlstimme erreicht, die mit dem Kommentar versehen war: »Zum Glück bin ich schon längst ausgewandert.«

Bei den Demokraten sprach sich die Vertreterin von Barack Obama für die Emanzipation der Gastarbeiter mit dem Slogan »Mit Obama wird alles anders« aus. Der Fürsprecher Hillary Clintons übte sich in einer einzigen Hasstirade auf Obama und bezeichnete ihn als »Windbeutel«. Die Abstimmung ergab eine absolute Mehrheit für den nichtweißen Kandidaten und wurde von einem Gegner mit dem Spruch »Adieu, Gesundheitsversorgung« kommentiert.

Nun kam es zum Duell der unabhängigen Kandidaten. Während Michael Bloomberg als »Freund Israels« bejubelt wurde, konterte der Vertreter der Communist Party, ihr Kandidat sei ein »Freund der Arbeiterklasse«. Der Communist Party gelang ein Überraschungssieg mit absoluter Mehrheit. Da die Communist Party bislang jedoch noch keinen Präsidentschaftskandidaten aufgestellt hat, ergeht hiermit die Empfehlung an die Genossen, dies bitte nachzuholen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ein Redakteur, ganz die alte Schule, erklärte: »Ich wähle ungültig« und dies mit einem Spruch von John Rambo begründete: »Es gibt keine unschuldigen Zivilisten.«